Um
Punkt halb drei stand ich auf dem Platz vor dem Studio. Vor mir
befand sich ein Hochhaus, mit mehreren Werbeagenturen, darunter auch
das Tonstudio. In der zweiten Etage hing, wie gestern, immer noch das
Schild mit der Aufschrift „Nickys Tonstudio“. Allgemein war die
Gegend hier sehr trübe und grau. Viele Blockhäuser ragten in den
Himmel und es wirkte alles sehr sozial schwach. Ich blickte mich
weiterhin um. Was sollte ich jetzt tun? Wieso hatten wir nicht
besprochen wo wir uns trafen? Sollte ich mich wie gestern auf die
Bank setzen und warten bis Basti runter kam oder sollte ich klingeln?
Das Tonstudio hatte doch sicherlich eine Klingel? Doch meine Frage
erübrigte sich schnell, denn Basti öffnete die Tür und kam
grinsend auf mich zu. Mein Magen spielte total verrückt als ich ihm
entgegen ging. Ich hatte das Gefühl das alles in mir tanzte. Wieso
sah dieser Junge nur so unglaublich gut aus? „Hey“ sagte Basti,
als er mich umarmte, „schön das du da bist.“ Als wir uns
voneinander gelöst hatten lächelten wir uns an. „Komm, ich muss
wieder hoch. Meine Arbeit wartet“ sagte er sarkastisch. Er hielt
mir die Tür auf und geleitete mich nach oben.
Das
Tonstudio war klein, aber nett eingerichtet. Überall an den Wänden
hingen Preise und Platten von Künstlern die der Manager von diesem
Studio scheinbar groß raus gebracht hatte. Wie schade das ich keinen
einzigen von ihnen kannte. Die Musiker hatten wohl andere
Zielgruppen, zu denen ich nicht gehörte. Basti nahm mir meine Jacke
ab und hängte sie hinter uns an die Garderobe. Ich lächelte ihn
freundlich an und bedankte mich. Danach führte er mich zu zwei
Männern die in einem Raum saßen der mit unfassbar vielen
Knöpfen, Geräten und Schaltern ausgestattet war. Vermutlich war
dies der Raum in dem die Aufnahmen verarbeitet wurden. „Das ist
Gottfried!“ Basti zeigte auf einen großen, schlanken Mann, mit
blonden lockigen Haaren. Er wirkte etwas grimmig, aber trotzdem
erinnerte er mich etwas an Tim Bendzko. Das war wohl sein neuer Manager. Ich wusste schon das er nicht annähernd so cool sein könnte, wie Murat, sein alter Manager. Trotzdem begrüßte ich ihn höflich,
während Basti sich dem Mann mit braunen langen Haaren zuwendete.
„Und das ist Ralf.“ auch diesen begrüßte ich freundlich. Er
sah etwas verrückt aus, aber das gefiel mir. Er machte eine Geste
mit der Hand die einem Matronsengruß ähnelte und lächelte.
Wenige
Minuten später saß ich neben Ralf auf einem Stuhl, hatte riesige
Kopfhörer auf und lauschte Bastis Stimme. Er befand sich hinter der
Glasscheibe und fing gerade an sich einzusingen.
Eine
Gänsehaut lief mir den Rücken hinunter als seine bezaubernde Stimme
in mein Bewusstsein eindrang. Ich beobachtete ihn glücklich durch
die Scheibe. Ich spiegelte mich darin und vor meinen Augen verschwamm
ich mit Basti, der genau hinter meinem Spiegelbild stand, als wären
wir eine Person. Meine Fingerspitzen kribbelten und ich schlug die
Augen nieder, als er mir durch mein Spiegelbild zulächelte.
Seine
unglaublich perfekte Stimme raubte mir den Atem. Was fand er nur an
mir? Ich fragte mich auch, warum er mich eigentlich nicht erkannt
hatte. Ich hatte ja schon auf mehreren Konzerten in der ersten Reihe
gestanden und hatte in der Autogrammstunde meine Alben und Fotos
unterschreiben lassen. Wahrscheinlich war ich immer nur ein Fan unter
vielen gewesen und er hatte sich mein Gesicht einfach nicht gemerkt.
Im
Moment sang er 'Last Christmas'. Ich liebte das Lied und ich fand er
sang es viel besser als der eigentliche Interpret. Wer sang es
eigentlich noch? Ich hatte keinen Plan, mein Gehirn hatte momentan
sowieso nur Platz für Basti . Ich liebte seine Stimme und das Lied
und ich konnte nicht anders als leise und natürlich auch ein
bisschen schief mitzusingen, woraufhin ich einen missbilligenden
Seitenblick von Tim Bendzko, alias Gottfried, kassierte, sodass ich
schlagartig aufhörte zu singen. Na super. Ich hab's halt nicht so
drauf. Verlegen lächelte ich, ließ mich aber nicht weiter
verunsichern und wandte mich wieder Basti zu.
Er
sang seine letzten wundervollen Töne und setzte dann seine Kopfhörer
ab. Nachdem er ein paar Worte mit Gottfried und Ralf gewechselt hatte
wendete er sich mir zu. „Na, wie fandest du mich?“, fragte er und
lächelte gutgelaunt.
Ja
klar, ich hatte ihn ja noch nie vorher Singen gehört, dachte ich
mir und grinste ihn dann schelmisch an. „Wow, ich weiß gar nicht
was ich was ich sagen soll, deine Stimme ist so unglaublich gefühlvoll“ - „Ich
hab ja auch für dich gesungen“, sagte er liebevoll und mir schoss
das Blut in die Wangen. Er sah so süß aus mit seinem Dackelblick.
Er konnte so unglaublich toll singen. Und er verzauberte mich mit
seiner Stimme und seinem Lächeln, dass sich jetzt auf seinem Gesicht
ausbreitete und seine Augen zum leuchten brachte. Mein Herz fing an
schneller zu schlagen. Was sollte das jetzt? Stand ich jetzt etwa auf
ihn?
Schnell weiter :)))
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