Samstag, 22. Dezember 2012

Kapitel 16♥


Um Punkt halb drei stand ich auf dem Platz vor dem Studio. Vor mir befand sich ein Hochhaus, mit mehreren Werbeagenturen, darunter auch das Tonstudio. In der zweiten Etage hing, wie gestern, immer noch das Schild mit der Aufschrift „Nickys Tonstudio“. Allgemein war die Gegend hier sehr trübe und grau. Viele Blockhäuser ragten in den Himmel und es wirkte alles sehr sozial schwach. Ich blickte mich weiterhin um. Was sollte ich jetzt tun? Wieso hatten wir nicht besprochen wo wir uns trafen? Sollte ich mich wie gestern auf die Bank setzen und warten bis Basti runter kam oder sollte ich klingeln? Das Tonstudio hatte doch sicherlich eine Klingel? Doch meine Frage erübrigte sich schnell, denn Basti öffnete die Tür und kam grinsend auf mich zu. Mein Magen spielte total verrückt als ich ihm entgegen ging. Ich hatte das Gefühl das alles in mir tanzte. Wieso sah dieser Junge nur so unglaublich gut aus? „Hey“ sagte Basti, als er mich umarmte, „schön das du da bist.“ Als wir uns voneinander gelöst hatten lächelten wir uns an. „Komm, ich muss wieder hoch. Meine Arbeit wartet“ sagte er sarkastisch. Er hielt mir die Tür auf und geleitete mich nach oben.

Das Tonstudio war klein, aber nett eingerichtet. Überall an den Wänden hingen Preise und Platten von Künstlern die der Manager von diesem Studio scheinbar groß raus gebracht hatte. Wie schade das ich keinen einzigen von ihnen kannte. Die Musiker hatten wohl andere Zielgruppen, zu denen ich nicht gehörte. Basti nahm mir meine Jacke ab und hängte sie hinter uns an die Garderobe. Ich lächelte ihn freundlich an und bedankte mich. Danach führte er mich zu zwei Männern die in einem Raum saßen der mit unfassbar vielen Knöpfen, Geräten und Schaltern ausgestattet war. Vermutlich war dies der Raum in dem die Aufnahmen verarbeitet wurden. „Das ist Gottfried!“ Basti zeigte auf einen großen, schlanken Mann, mit blonden lockigen Haaren. Er wirkte etwas grimmig, aber trotzdem erinnerte er mich etwas an Tim Bendzko. Das war wohl sein neuer Manager. Ich wusste schon das er nicht annähernd so cool sein könnte, wie Murat, sein alter Manager. Trotzdem begrüßte ich ihn höflich, während Basti sich dem Mann mit braunen langen Haaren zuwendete. „Und das ist Ralf.“ auch diesen begrüßte ich freundlich. Er sah etwas verrückt aus, aber das gefiel mir. Er machte eine Geste mit der Hand die einem Matronsengruß ähnelte und lächelte.

Wenige Minuten später saß ich neben Ralf auf einem Stuhl, hatte riesige Kopfhörer auf und lauschte Bastis Stimme. Er befand sich hinter der Glasscheibe und fing gerade an sich einzusingen.

Eine Gänsehaut lief mir den Rücken hinunter als seine bezaubernde Stimme in mein Bewusstsein eindrang. Ich beobachtete ihn glücklich durch die Scheibe. Ich spiegelte mich darin und vor meinen Augen verschwamm ich mit Basti, der genau hinter meinem Spiegelbild stand, als wären wir eine Person. Meine Fingerspitzen kribbelten und ich schlug die Augen nieder, als er mir durch mein Spiegelbild zulächelte.

Seine unglaublich perfekte Stimme raubte mir den Atem. Was fand er nur an mir? Ich fragte mich auch, warum er mich eigentlich nicht erkannt hatte. Ich hatte ja schon auf mehreren Konzerten in der ersten Reihe gestanden und hatte in der Autogrammstunde meine Alben und Fotos unterschreiben lassen. Wahrscheinlich war ich immer nur ein Fan unter vielen gewesen und er hatte sich mein Gesicht einfach nicht gemerkt.

Im Moment sang er 'Last Christmas'. Ich liebte das Lied und ich fand er sang es viel besser als der eigentliche Interpret. Wer sang es eigentlich noch? Ich hatte keinen Plan, mein Gehirn hatte momentan sowieso nur Platz für Basti . Ich liebte seine Stimme und das Lied und ich konnte nicht anders als leise und natürlich auch ein bisschen schief mitzusingen, woraufhin ich einen missbilligenden Seitenblick von Tim Bendzko, alias Gottfried, kassierte, sodass ich schlagartig aufhörte zu singen. Na super. Ich hab's halt nicht so drauf. Verlegen lächelte ich, ließ mich aber nicht weiter verunsichern und wandte mich wieder Basti zu.

Er sang seine letzten wundervollen Töne und setzte dann seine Kopfhörer ab. Nachdem er ein paar Worte mit Gottfried und Ralf gewechselt hatte wendete er sich mir zu. „Na, wie fandest du mich?“, fragte er und lächelte gutgelaunt.

Ja klar, ich hatte ihn ja noch nie vorher Singen gehört, dachte ich mir und grinste ihn dann schelmisch an. „Wow, ich weiß gar nicht was ich was ich sagen soll, deine Stimme ist so unglaublich gefühlvoll“ - „Ich hab ja auch für dich gesungen“, sagte er liebevoll und mir schoss das Blut in die Wangen. Er sah so süß aus mit seinem Dackelblick. Er konnte so unglaublich toll singen. Und er verzauberte mich mit seiner Stimme und seinem Lächeln, dass sich jetzt auf seinem Gesicht ausbreitete und seine Augen zum leuchten brachte. Mein Herz fing an schneller zu schlagen. Was sollte das jetzt? Stand ich jetzt etwa auf ihn?

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