Mein
Handy begann in regelmäßigen Abständen zu tuten. Mein Atmen wurde
schwerer und mein Herz fing an zu rasen. Vielleicht wollte er mich
gar nicht wiedersehen? Er hatte das zwar gesagt, aber möglicherweise
hatte er seine Meinung geändert. Es war für ihn nur eine dämliche
Discobekanntschaft gewesen. Der Typ lernte jeden Tag einen Haufen
Mädchen kennen. Ich war grade dabei zu überlegen ob ich nicht
auflegen sollte, doch plötzlich vernahm ich seine Stimme am anderen
Ende der Leitung und sofort machte mein Herz einen Luftsprung. "Hi,
ich bins.", sagte ich verunsichert. Meine Hände zitterten und
ich musste tief durchatmen. Woher sollte er jetzt wissen wer 'ich
bin´s ' ist ? Meine Intelligenz war mal wieder enorm aber er schien
zu wissen wer ich war. "Ich hatte schon Angst, dass du nicht
mehr anrufst", sagte Basti erleichtert. "Sorry, ich hab so
lange gepennt" lachte ich. "Ja, ich auch", antwortete
er und ich konnte mir sein Lächeln förmlich vorstellen. "Und
ich musste noch ein paar Dinge erledigen" seufzte ich. "Aha,
aha", lachte Basti „Und was? Wenn ich fragen darf?"-
„Ach, Mia war gestern noch ganz schön betrunken, dementsprechend
musste ich mich um sie kümmern. Und meinen Bruder und den Hund hab
ich eben noch abgeholt. Die waren bei Oma und Freunden untergebracht,
weil meine Eltern momentan bei meiner Tante sind und ich ja gestern
Abend weg war.“ beantwortete ich seine Frage. „Puuh, dann hast du
heute ja schon ordentlich was zu tun gehabt. Ich hoffe du hast jetzt
Zeit?“ fragte er. „Ja klar“ ich strahlte nur so vor Euphorie.
„Na, Gott sei Dank“ er lachte, „wie wär's wenn du jetzt zum
Tonstudio kommst? Ich bin in ca. einer halben Stunde dort. Ich
schätze mal du fährst da noch ein Weilchen hin?“ Auf einmal
wurden meine Hände total feucht und ich hoffte, dass meine Stimme
normal klang, als ich ihm antwortete. "Ja, ich werde wohl so 30
Minuten unterwegs sein. Wo genau war das Studio nochmal?“ Natürlich
wusste ich wo das Tonstudio war, aber das durfte er ja nicht wissen.
Basti gab mir also die Adresse und nachdem wir uns voneinander
verabschiedet hatten, legte ich schweren Herzens auf. Wieso fragte er
mich? Ich wusste nicht, warum er so ein Interesse an mir hatte. Ich
konnte mich nicht mehr zurückhalten und schrie vor Freude auf. Es
jubilierte in mir. Ich traf mich heute mit Sebastian Wurth! Ich war
so unendlich aufgeregt. "Warum schreist du hier so rum? Ich will
schlafen" schrie es aus meinem Zimmer rüber in die Stube. Mia.
"Sorry. Ich hab mich nur gerade mit einem mega heißen Typen
verabredet.“ Ich ließ mich auf das Sofa fallen und schaute
verträumt vor mich hin. Mia war mittlerweile aus meinem Zimmer
hinaus, über den Flur in unser Wohnzimmer vorgedrungen und stand nun
im Türrahmen und grinste mich an. Ich sah sie nicht an. „Er sieht
gut aus, kann gut singen, ist berühmt und so unglaublich lieb“
schwärmte ich vor mich hin. „Hört sich fast so an als würdest du
von unserem Basti sprechen!“ spaßte Mia. Schlagartig drehte ich
mich zu ihr um. Als ich sah wie Mia's Lächeln verschwand wusste ich
wie verwirrt ich sie angeguckt haben musste. „Ich habe ihn gestern
im Flava getroffen“ sagte ich trocken und blickte zu Boden. Mia kam
herüber und setzte sich neben mich auf das Sofa. Ich dachte erst sie
wäre total ein geschnappt und wütend gewesen, doch dann schrie sie,
so das mir die Ohren weh taten. „OH MEIN GOTT“ fügte sie
lautstark hinzu. „Erzähl mir alles!“ Und so erzählte ich ihr
die Ganze Geschichte. Wie wir uns begegnet waren, wie lieb er mich
behandelt hatte, das ich ihm nicht gesagt hatte das ich Fan war und
das er zu meinem Erschrecken tatsächlich rauchte. Ich meine für
seine Stimme war das sicher nicht besonders vom Vorteil. „Na, da
haste dir aber was nettes geangelt“ sagte Mia dann und grinste.
„Joa. Du, und ich muss jetzt auch los! Justi und Barney sind ja
schon wieder da, aber ich will weg sein bevor meine Eltern hier
aufkreuzen“ ich deutete erst auf Barney der zusammen gerollt in
seinem Körbchen lag und dann auf Justis Zimmer. Danach sah ich sie
bittend an und fügte hinzu, „Du bekommst jetzt eine Aspirin von
mir und dann gehst du nach Hause. Ich ruf dich nachher an und erzähl
dir alles!“ ohne auf eine Antwort zu warten sprang ich auf, rannte
in die Küche und brachte Mia ihre Tablette. Kurz darauf überprüfte
ich noch einmal mein Make – up und nachdem Mia mein Outfit
begutachtet und als gut empfunden hatte, stürmte ich aus dem Haus.
Donnerstag, 29. November 2012
Samstag, 24. November 2012
Kapitel 14 ♥
Am
nächsten Morgen, naja eher gesagt Nachmittag wachte ich mit
höllischen Kopfschmerzen auf. Anscheinend hatte der Alkohol auch bei
mir eine Wirkung hinterlassen, allerdings nicht so krass wie bei Mia.
Ich reckte mich und schaute auf die Uhr. Es war halb eins. Ich drehte
mich auf den Rücken, so dass ich die Decke anstarren konnte. Heute
würde ich ihn wieder sehen, war der erste Gedanke der mir durch den
Kopf schoss. Ich sollte ihn anrufen. Mein Herz zog sich bei diesem
Gedanken zusammen. Würde ich das schaffen? Naja, darüber würde
ich mir wohl später Gedanken machen. Jetzt musste ich mich erst mal
um Mia, Justi und Barney kümmern. Ich schob meine Bettdecke zurück,
stand auf und tapste leise in die Küche, um Mia nicht zu wecken.
Dort angekommen öffnete ich die Aspirin Packung, drückte eine
Tablette heraus und schluckte sie mit ein bisschen Wasser herunter.
Ohne diese Tablette würde ich den Tag nicht überleben. Ich fasste
mir an die Stirn und stöhnte. Eine ganze Weile stand ich so da, bis
ich mich etwas wacher und fitter fühlte.
Nachdem
ich mich fertig geduscht hatte und angezogen war rief ich bei der
Mutter von Justus Freund an. Er wohnte nur wenige Häuser entfernt
also entschloss ich mich erst bei Oma vorbei zu radeln, Barney
abzuholen und dann Justi einzusammeln. Ich schaute noch einmal in
mein Zimmer, aber Mia schlief tief und fest. Ich würde nicht lange
unterwegs sein und Mia würde sicherlich noch eine ganze Weile
schlafen.
Bei
Oma angekommen, bedankte ich mich mit einer Schachtel Pralinen dafür
das sie Barney so kurzfristig hatte zu sich nehmen können und machte
mich schnell auf den Weg zu Justi's Freund. Ich klingelte und es
dauerte nicht lange bis der Freund von Justus mir die Tür öffnete.
„Hallo Jonas! Magst du mir Justus raus schicken?“ sagte ich
freundlich. „Der spielt noch“ gab Jonas genervt zurück. „Darf
ich denn reinkommen“ fragte ich, immer noch freundlich. „Ich darf
keine fremden Leute reinlassen“ schrie Jonas. Oh mein Gott, was
mussten kleine Kinder immer so einen Aufstand machen? Ich hoffte, das
ich in dem Alter anders gewesen war. Da trat die Mutter von Jonas in
den Türrahmen. „Hallo Jana“ sagte diese freundlich. Na, nach
seiner Mutter kam Jonas aber nicht. „Hallo, vielen, vielen Dank
dafür das Justus hier übernachten durfte“ sagte ich. „Kein
Problem.“ sagte Jonas Mutter, drehte sich um und rief nach Justus,
der wie ein Hund gehorchte und auf uns zugetrabt kam. Ich bedankte
mich noch einmal und begrüßte Justus. Mit Justus auf dem
Gepäckträger und Barney an der Leine waren wir in wenigen Minuten
Zuhause angekommen. Ich bat Justi seine Hausaufgaben anzufangen, denn
morgen war ja schließlich wieder Schule. Er verschwand in seinem
Zimmer und ich hatte kurz einen Moment um zu verschnaufen. Ich
schaute auf die Uhr. Mittlerweile halb 2. Meine Eltern würden gleich
eintreffen, aber bis dahin wollte ich aus dem Haus sein. Ich schaute
erneut in mein Zimmer, aber Mia lag immer noch regungslos da und
atmete regelmäßig. Also kramte ich mein Handy aus meiner
Handtasche. Ich entsperrte den Bildschirm, öffnete die Kontakte und
tippte auf den Buchstaben B. Als Bastis Kontakt erschien machte mein
Herz einen Luftsprung. Mit zittrigen Fingern drückte ich auf das
'Anrufen' Zeichen.
Freitag, 23. November 2012
Kapitel 13 ♥
So
langsam entwickelte sich meine Angst in tierische Wut. Hatte sie
nichts besseres zu tun als sich voll laufen zu lassen? Ich holte mein
Handy aus der Tasche um uns ein Taxi zu rufen, denn in dem Zustand
wollte ich mit Mia definitiv nicht mehr Bahn fahren. Als ich den
Bildschirm entsperrte zuckte mein Herz kurz zusammen. Immer noch war
der Kontakt mit Basti's Nummer geöffnet. Ich musste lächeln. Zu
gern würde ich jetzt mit Mia reden. Ich schaute sie an. Sie schielte
auf ihre Haare, an denen sie herum fummelte. NEIN, ich würde jetzt
auf gar keinen Fall mit ihr reden können, geschweige denn wollen.
Also rief ich uns schnell ein Taxi und hob Mia dann so gut ich konnte
an sodass sie sich auf mich stützen konnte. So humpelten wir
gemeinsam aus der Disco hinaus. Das uns alle dumm anstarrten
interessiere mich wenig. Ich würde mich hier eh nie wieder blicken
lassen.
Draußen
angekommen, ließ Mia sich neben die Steinmauer fallen. Ich dachte
erst sie würde bloß nicht mehr stehen können, doch dann stütze
sie sich auf ihre Arme und kotzte sich die Seele aus dem Leib. Zu
gerne hätte ich ihr geholfen, doch dann hätte ich wohl möglich
daneben gekotzt. Ich war bei so was überempfindlich. Wenigstens
hatte sich Mia direkt hier entleert und nicht im Taxi und dann wohl
möglich auf mich drauf. Wenige Minuten später traf das Taxi ein.
Ich zog Mia hoch auf die Beine und schleifte sie zum Auto. Freundlich
lächelte ich den Busfahrer an „Einmal nach Ohlstedt bitte.
Steinstraße 55.“ Er lächelte zurück und schaltete den Tacho ein.
Ich wollte das Mia mit zu mir kam, denn ihre Eltern wären sicherlich
nicht sonderlich erfreut über den momentanen Zustand ihrer Tochter.
Ich schrieb Mia's Mutter von ihrem Handy aus eine SmS, damit sie
Bescheid wusste. Ich hoffte das das keine Probleme ergeben würde.
Die Taxifahrt über schwiegen wir. Naja, mit Mia war ja auch nichts
anzufangen. Aber wenigstens hielt sie die Klappe und erzählte weder
dem Taxifahrer Blödsinn noch spuckte sie erneut. Bei mir Zuhause
angekommen, bezahlte ich den Taxifahrer, bedankte mich und zerrte
dann Mia aus dem Auto. Als der Taxifahrer wegfuhr und wir vor unserer
Haustür standen, versuchte ich ein Gespräch mit Mia anzufangen.
„Sag mal, was hast du alles getrunken?“ - „Pff, niiich so
viieeel. Wiesoo?“ lallte sie. Sie fing an zu schwanken. „Mia,
weil du total dicht bist!“ gab ich wütend zurück. „Bin ich gar
nicht“ schnaubte sie. Na, wenigstens konnte sie diesen Satz beenden
ohne zu lallen. „Wir reden morgen“ ich zog Mia hinter mir her ins
Haus. Die gehörte jetzt einfach nur noch ins Bett. Gott sei Dank
übernachtete Justi bei seinem Kumpel und meine Eltern waren noch bei
meiner Tante. In meinem Zimmer angekommen, setzte ich Mia auf mein
Bett und holte ihr einen Eimer. Natürlich benutzte sie diesen nach
wenigen Minuten. Ich holte unsere Gästematratze aus dem Wäschezimmer
und schnell war Mia's Bett hergerichtet. Genervt legte ich Mia auf
die Matratze, deckte sie zu, leerte ihren Eimer und stellte ihr den
leeren Eimer wieder hin. Hastig schaltete ich das Licht aus und fiel
Todmüde ins Bett. Nichtmal der penetrante Geruch von Kotze konnte
mich jetzt am einschlafen hindern.
Dienstag, 20. November 2012
Kapitel 12 ♥
Oh
mein Gott, mein Herz fing an zu rasen. Das war ja wohl der Traum
aller Mädchen. Basti's Nummer zu besitzen! Und ich hatte sie jetzt
und würde mich morgen mit ihm treffen. Womit hatte ich dieses Glück
nur verdient? Wir saßen noch eine Weile zusammen auf der Couch und
quatschten. Vor allem über die DSDS Zeit. Es interessierte mich,
(grade als Fan) wie es nun wirklich war. In Interviews konnte er ja
nun nicht wirklich die Wahrheit sagen. Aber im großen und ganzen
erzählte er tatsächlich nur positives.
„Wie
gesagt, ich muss morgen früh raus. Ich werde mich mal auf den Weg
zum Hotel machen“ er lächelte mich etwas traurig an „und du
meldest dich morgen bei mir, sonst bin ich traurig“ er schmollte
absichtlich und lachte dann. Wir standen beide gleichzeitig auf und
ich begleitete ihn bis zum Ausgang. Er umarmte mich zum Abschied und
ich sah ihm noch eine Weile nach wie er die Straße entlang
schlenderte. Als er sich umdrehte und mir noch einmal zuwinkte setzte
mein Herz für einen Schlag aus. Womit hatte ich das bloß verdient?
Ja, das fragte ich mich immer wieder. Wie würde ich jetzt Mia
finden? Ich meine es waren sicherlich ein paar Hundert Menschen hier
und ich konnte schlecht einen Ausruf per Megafon machen. Also
entschloss ich mich einfach auf die Tanzfläche zu gehen und so nach
ihr zu suchen. Ich schob mich eine gefühlte Stunde durch die
Menschenmenge, aber von Mia fehlte jede Spur. Zwischendurch fing ein
rothaariger Lockenkopf, mit kreidebleicher Haut an mich anzutanzen.
Ich lächelte nur schräge und drängelte mich an einem tanzenden
Pärchen vorbei um vor ihm zu flüchten. Schließlich war ich, wenn
man es so sagen kann, auf der anderen Seite angekommen und
betrachtete die tanzenden Teenager nun als Außenstehende. War sie
vielleicht grade auf Toilette? Meine Güte, mit Mia würde ich
nochmal feiern gehen. Also machte ich mich zum dritten mal an diesem
Abend auf den Weg zu den Damentoiletten. Dort angekommen suchte ich
alle Kabinen ab, aber ich konnte lediglich ein Mädchen erkennen das
vor dem Spiegel stand und sich den Lippenstift nachzog. Mit
verzweifelter Miene verließ ich die Toiletten. Ich nahm mir vor noch
einmal außerhalb der tanzenden Menge nach Mia zu suchen. Was hatte
Mia bloß angestellt ? Vielleicht wurde sie vergewaltigt ? Oder ihr
wurden K.O. Tropfen untergejubelt und sie wurde entführt. Bei diesen
Gedanken bekam ich es mit der Angst. Ich war die ganze Zeit bei Basti
gewesen und hatte mich amüsiert und Mia wurde währenddessen
vielleicht entführt, oder sogar umgebracht. Mein Herz zog sich
zusammen und Tränen traten mir in die Augen. Schuldgefühle machten
sich in mir breit. Ich hätte besser auf sie aufpassen sollen. Wegen
mir war sie jetzt weg. Doch in diesem Moment sah ich sie. Sie lag auf
einer Couch, gegenüber der Couchecke in der Basti und ich gesessen
hatten. Ich rannte zu ihr. „Mia, Mia...ist alles in Ordnung?“
fragte ich und hob ihren Kopf an. Sie fing an zu gackern. „Jana,
icchhh haab dichh soooo lieebt“ faselte sie. Sie war hacke dicht.
„Mia, das ist jetzt nicht dein ernst?“ Sie lachte.
Kapitel 11 ♥
Als
wir aufgehört hatten zu lachen und Basti meine Handgelenke
losgelassen hatte gingen wir wieder rein. Wir hatten vor meine Jacke
zu suchen, also steuerten wir zunächst auf die Toiletten zu. Auf gar
keinen Fall wollte ich jetzt Mia treffen, denn sie würde wegen Basti
total austicken und mich damit natürlich verraten. Also rannte ich
fast an der Bar vorbei bis hin zu den Damentoiletten. „Du wartest
hier“ sagte ich lächelnd. Er grinste zurück und ich verschwand
hinter der Tür. Wenige Minuten später trat ich aus dieser Tür
wieder hinaus, mit meiner Jacke in der Hand. „Ich Trottel hab sie
neben dem Waschbecken liegen lassen“ lachte ich „Danke noch mal
für deine Jacke“ Er schaute mich nur fasziniert an, nickte und
nahm seine Jacke entgegen. „Wollen wir wieder in deine Ecke,
dahinten“ fragte Basti. Ich war überrascht. Er wollte lieber mit
mir in irgendeiner der hintersten Ecken sitzen als zu feiern? Ich
nickte nur völlig verwirrt und wir beide gingen, unbeabsichtigt im
Gleichschritt, wieder zurück zu den Couchecken. Dort angekommen lies
ich mich etwas erschöpft und müde nieder. Basti beobachtete mich
dabei. Diese Tatsache lies mir mein Herz nun fast aus der Brust
springen. „Wie spät ist es eigentlich?“ fragte ich. Basti schob
sein Hemd nach oben und eine schwarze Ice Watch kam zum Vorschein. Oh
Gott, diese Uhr erinnerte mich natürlich wieder an etwas. Als Basti
sie neu hatte, hatte er die Uhr bei fast jedem Fotoshooting in den
Mittelpunkt gestellt. Mia und mir war das total aufgefallen und wir
hatten dies immer belächelt. „Es ist jetzt gleich eins“ riss
mich Basti aus meinen tiefgründigen Erinnerungen. „Oh“ war das
einzige was ich hervor brachte. Hatten wir tatsächlich soviel Zeit
miteinander verbracht? „Was 'oh'?“ lachte er. „Ehm...sorry! Ja,
wir müssen demnächst los, denn ich weiß nicht wann unsere letzte
Bahn fährt. Also um 2 sollten wir hier weg sein“ ich schaute Basti
dabei nicht an, sondern suchte verwirrt die Tanzfläche nach Mia ab.
Die dumme Nuss hatte es auch nicht nötig mal nach mir zu sehen oder
sich mal zu melden. Basti drehte sich ebenfalls um und versuchte
meinem Blick zu folgen. „Wir?“ fragte er dann. „Hab ich dir
doch vorhin schon erzählt. Mia, die läuft irgendwo da unten rum.“
ich deutete mit dem Kinn Richtung Menschenmenge und lächelte. Basti
drehte sich wieder zu mir um und sagte dann: „Ich muss jetzt auch
bald los und ich finde du meldest dich morgen mal bei mir. Ich bin
dann nämlich irgendwo da hinten im Tonstudio und sing mich ein.
Willst du nicht dabei sein, wenn du mich eh noch nie hast singen
hören?“ Bat er mich grade ernsthaft morgen zu ihm ins Tonstudio zu
kommen? Langsam glaubte ich das heute Geburtstag, Weihnachten und
Ostern zusammen war. Jetzt musste ich mich zusammen reißen um nicht
wie eine Gestörte 'JA' ICH WILL' zu schreien. „Ja, gerne.“ sagte
ich dann mit hörbar gezügelter Euphorie. „Das freut mich“ er
grinste und seine Augen glänzten und lächelten mit „Ich schätze
du hast ein Handy?“ fragte er dann. „Neeeeeeeeiiiin“ antwortete
ich ironisch. Er lachte und ich reichte ihm mein Handy in das er
seine Nummer eintippte. Heilige Scheiße, ich hatte die Nummer von
Sebastian Wurth!
Montag, 19. November 2012
Kapitel 10 ♥
Draußen
angekommen kramte Basti eine Zigarettenschachtel aus seiner Jeans,
klappte sie auf und zog eine Zigarette heraus. Er nahm sie zwischen
die Lippen, kramte erneut in seiner Hosentasche herum, holte ein
Feuerzeug hervor und zündete sie an. Ich beobachtete Basti aus
Entfernung. Er hatte sich etwa 10 Meter vom Eingang entfernt gegen
die Steinmauer gelehnt und ich stand noch direkt vor dem Eingang und
starrte ihn an. Also stimmte es doch, er raucht. All das spekulieren
unter den Fans ob er nun rauchte oder nicht war langsam echt nervig
geworden. Manche behaupteten er sei ja so vernünftig, er würde so
was nie tun und andere wiederum sagten es sei seine Entscheidung und
sie würden es eigentlich ganz cool finden. Jendrik hatte auch ab und
an geraucht, allerdings nicht bevor wir uns trafen. Bah, das fand ich
widerlich, wenn er nach Rauch stank und mich dann noch küssen
wollte. Jana! Wie oft noch! KEINE weiteren Gedanken an Jendrik
verschwenden! Ich fing an Basti zu beobachten. Wieso sah es so Gott
verdammt sexy aus wie er rauchte? Wie konnte man überhaupt sexy
rauchen? Ich hasste Rauchen! Wieso konnte es dann gut aussehen? Immer
noch hämmerte mein Herz gegen meine Brust und mein Magen verkrampfte
sich im Takt. Basti bemerkte wie bescheuert ich ihn anstarrte.
„Willst du nicht herkommen?“ fragte er und klatschte mit der Hand
neben sich gegen die Mauer. Eine Aufforderung sich neben ihm gegen
die Mauer zu lehnen. Ich kam mir mit den zwei vollgestopften Taschen
ziemlich bescheuert vor, lächelte aber und setzte mich in Bewegung.
Mein Herz spielte echt verrückt. Es pochte immer wilder, grade jetzt
wo ich Basti näher kam. Um Gottes Willen, das machte mich noch Irre.
Bei ihm angekommen fragte ich ihn betont lässig „Wie viele Songs
werden denn jetzt auf dem neuen Album drauf sein und was so genau?“
Er stieß den Rauch aus, absichtlich von mir weg, drehte sich dann
wieder zu mir und lächelte mich an. Dieses Lächeln, diese
wunderschönen braunen Augen, sein ganzes makelloses Auftreten. Es
brachte mich zum Schmelzen. „So genau weiß ich das auch noch
nicht“ lachte er „ich schätze mal so 10 Songs und es werden wohl
2 Gecoverte sein und der Rest Eigene. Und 2 Weihnachtslieder sind auf
jeden Fall dabei“ Innerlich freute ich mich riesig, denn ich wollte
immer schon Weihnachtslieder von ihm hören können . Es war jetzt
Ende Oktober also würde das Album perfekt zur Weihnachtszeit
erscheinen. „Apropos Weihnachtslieder, ich freu mich schon voll auf
Weihnachten. Ja, ich bin komisch. Ich liebe Schnee und Weihnachten,
auch wenn es kalt ist“ so langsam war es wirklich ganz schön
frisch und bei dem Gedanken lief mir direkt ein Kälteschauer über
den Rücken. Ich hörte Basti lachen, während ich in einer der
beiden Taschen nach meiner Jacke kramte. Oh Shit, wo hatte ich die
bloß gelassen. „Suchst du was?“ fragte Basti schließlich. Ich
schaute auf. „Ehm ja, meine Jacke. Ich hab sie wohl auf Klo
vergessen.“ Erneut erschauderte ich und eine Gänsehaut machte sich
auf meinen nackten Armen breit. „Willst du erst mal meine Jacke
haben und wir gehen deine später suchen?“ fragte er liebevoll und
ohne auf eine Antwort zu warten hüllte er sich aus seiner Jacke und
hielt sie mir hin. „Danke“ hauchte ich und zog die Jacke über.
Oh mein Gott, ich trug die Jacke von Sebastian Wurth! Ich wollte
schreien! Mir flog ein unglaublicher Geruch entgegen. Er schien von
der Jacke zu kommen. Wieso musste er jetzt auch noch so gut riechen?
Ein Wunder das ich noch nicht in Ohnmacht gefallen war. Mittlerweile
hatte Basti seine Zigarette fertig geraucht und trat den Stummel
lässig mit dem Schuh aus. Er drehte sich zu mir um und verharrte mit
seinem Blick auf mir. Er bohrte sich förmlich in meine Augen. Mein
Herz hämmerte unglaublich laut. Mich wunderte das er es nicht hörte.
Und wieder erzitterte ich vor Aufregung. Er legte eine Hand an meine
Wange und strich dann sanft eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Ich
schaute zu Boden. Ich konnte seinem Blick nicht eine Sekunde länger
stand halten. Nach einer gefühlten Ewigkeit hob ich den Kopf und
blickte ihn wieder an. Er lächelte und ich versuchte zurück zu
lächeln. Sein Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von meinem
entfernt und ich konnte seinen Atem spüren. Boah, er stank so heftig
nach Rauch. Ich erschauderte bei dem Gestank und brach damit die
Verbindung zwischen uns ab. „Ist dir immer noch kalt?“ fragte er
dann und brachte wieder eine gesunde Entfernung zwischen uns. Ich
seufzte etwas erleichtert. Auf gar keinen Fall wollte ich jetzt,
direkt nach der 'Fast – Trennung' von Jendrik etwas mit einem
anderen Typen anfangen und schon gar nicht mit SEBASTIAN WURTH. Oder
doch? Einerseits wollte ich es unbedingt aber andererseits kannte ich
ihn ja nicht mal richtig. Außerdem hasste ich es allgemein in Discos
mit irgendwelchen (hust, hust) Typen rumzumachen. Noch einmal machte
ich mir klar das ich Fan war und es so absurd war das wir uns grade
beinahe geküsst hatten. „Nein, ich hab das manchmal, das mir so n'
Schauer den Rücken runter läuft“ ich lächelte ihn freundlich,
allerdings leicht distanziert an. Irgendwie war jetzt so eine
Spannung zwischen uns. Während ich versuchte meine Gefühle und
Gedanken zu ordnen zündete Basti sich seine zweite Zigarette an. Ich
funkelte ihn an, aber er lachte nur. „Rauchen ist tödlich!“
sagte ich trocken! Er lachte mich erneut aus. „Man, ey“ schimpfte
ich, wollte ausholen um ihn zu hauen da packte er mein Handgelenk und
hielt es fest. Ich versuchte hilflos mich zu wehren, da lies Basti
seine Zigarette fallen und griff mit seiner zweiten Hand nach meinem
anderem Handgelenk. „Ey, das ist fies“ lachte ich.
Donnerstag, 15. November 2012
Kapitel 9 ♥
What
the fuck?! Es war nicht Jendrik der sich da zu mir umgedreht hatte,
es war Basti. Was zum Teufel machte der hier? Und jetzt guckte der
auch noch direkt hierher, so das er wahrscheinlich bemerkte das ich
ihn anstarrte! Schnell drehte ich mich wieder zur Bar um und erkannte
das der Barkeeper grade fertig war mit meinem Drink. Ich bedankte
mich und bezahlte hastig. Mein Herz raste unglaublich schnell und
mein Magen fühlte sich flau an. Meine Fresse, das hatte ich ja noch
nie! Auch nicht als ich Basti bei einer Autogrammstunde gegenüber
getreten war. Da hatte ich ganz normal mit ihm geredet! Oh man! Ich
nahm meinen Drink und machte mich auf den Weg zu meiner Couch! Ich
war erleichtert als ich meine Taschen unberührt auf der Couch liegen
sah. Sofort setzte ich mich und stellte den Drink auf den Tisch. Mein
Herz hatte sich mittlerweile beruhigt und ich begann die Tanzfläche
abzusuchen. Wo war er jetzt, um Gottes Willen? Als mein Blick noch
einige Male durch die Massen glitt und ich ihn nicht fand, gab ich es
auf. Wahrscheinlich war es eh besser wenn ich ihn nicht mehr sah,
dann würde mein Herz auch nicht wieder so verrückt spielen! Ich
nahm einen großen Schluck von meinem Drink und fing wieder an ins
Leere zu starren. Dann seufzte ich. Erneut sah ich mich suchend um.
Würde ich vielleicht Mia entdecken? Beim erfolglosem suchen, viel
mir auf das die Couchecken sich langsam immer mehr füllten und auch
fast alle Hocker an der Bar nun besetzt waren. Nur gut das ich in
einer der hintersten Ecken saß und meine Ruhe hatte.
Gedankenverloren beobachtete ich einen Jungen in meinem Alter der an
der Bar saß und mit einem etwas jüngeren Mädel flirtete. Die
beiden würden tatsächlich ein gutes Paar abgeben. „Hey, ist hier
noch frei?“ riss mich, mir eine nur zu bekannte Stimme aus meinen
Gedanken. Ich war schock gelähmt, meine Hände waren schlagartig
klitschnass und ein Schauer lief über meinen Rücken. Wieso kam er
jetzt ausgerechnet zu mir? Konnte er sich nicht ein anderes
deprimiertes Mädchen, das hilflos und allein gelassen in einer Ecke
saß, aussuchen. Wieso immer ich? Okay, wenn er schon zu mir kam
würde ich wenigstens zu tun als würde ich ihn nicht kennen. Wenn er
nämlich merken würde das ich ein geistesgestörter Fan wäre, würde
er auf dem Absatz kehrt machen und wieder tanzen gehen (oder sich die
Birne vollsaufen)! Dieser Gedanke jagte wie ein Blitz innerhalb
weniger Millisekunden durch mein Gehirn. Ich hob den Kopf, lächelte
und sagte: „Ja, klar, setz dich ruhig“ Er lächelte jetzt noch
breiter als vorher und setzte sich, mir gegenüber. „Ich
bin Basti und du?“ sagte er fröhlich und legte den Kopf schief
(das Kopf schief legen erinnerte mich irgendwie stark an meinen Hund,
wenn er komische Geräusche hörte)! Oh mein Gott, ich musste mich
mega zusammen reißen um nicht laut los zu lachen. Ich wusste
verdammt noch mal wie er heißt. Zu gern hätte ich es ihm gesagt und
ihn dann ausgelacht, aber nein, ich riss mich zusammen, packte all
meine 'Los – Lach – Emotionen' in ein breites Grinsen und
antwortete: „Hey, ich bin Jana. Bist du öfters hier?“ Was eine
selbst Ironie! Ich hätte mich so gern selber ausgelacht, denn
natürlich war er NICHT öfters hier, denn von NRW nach Hamburg zu
fahren, nur für einen Discobesuch wäre idiotisch. Ich war so
unglaublich angespannt und aufgeregt das ich mir von innen auf die
Wange beißen musste um nicht zu zittern! „Ne, eigentlich nicht“
grinste er. „Ich wohne in Wipperfürth. Das ist...ehm...5 Stunden
von hier weg. Wipperfürth sagt dir wahrscheinlich nichts, aber es
liegt in NRW. Ich bin nur für eine Woche hier, weil ich ein Album
aufnehme!“ Natürlich waren auch in dieser Antwort keine neuen
Informationen für mich dabei. Aber ich lächelte ihn an und tat so,
als wäre er ein ganz normaler Junge, den ich nicht kannte und mit
dem ich nur ein bisschen in einer Disco rumflirtete. Denn ich war ja
jetzt Single! Ach Gottchen, was das doch für Vorteile hatte. Jendrik
hatte es eh immer gehasst wenn ich auf einem „Basti Konzert“
gewesen war. Meine Traurigkeit, über die noch nicht ganz vollendete
Trennung von Jendrik verwandelte sich langsam in Hass und
Schadenfreude. „Ein Fortschritt“ dachte ich mir und lachte
innerlich laut auf. „Du machst Musik?“ fragte ich und tat so als
sei ich total überrascht. „Ja. Kennst du DSDS? Diese Schwachsinns
– Sendung auf RTL. Da hab ich mitgemacht und bin 5ter geworden.
Joa, so kam ich zum Vertrag und hab jetzt die Möglichkeit ein neues
Album rauszubringen.“ er grinste. Es war ein von sich selbst
überzeugtes Grinsen. Das gefiel mir. „Ja, DSDS kenn ich. Guck ich
aber nicht“ log ich und wir beide mussten Lachen. „Ist ja voll
heftig das du 'Musiker' bist. Da hab ich es ja mit einem richtigen
'Star' zu tun“ ich lächelte frech und kam mir so unglaublich blöd
vor, ihn so anzulügen. Irgendwie tat es mir auch Leid, aber sonst
würde er nicht so 'privat' mit mir reden. „Ach, so 'Fame' bin ich
gar nicht“ er lachte laut. Dieses „Thahahaha“ Lachen versetzte
mir einen Schlag ins Herz. Als wir auf dem Arriba Sommerfest gewesen
waren, hatte er genauso gelacht. Als mir auffiel das mein Wodka Glas
noch 1/3 voll war, hob ich es hoch an meine Lippen und stürzte den
Inhalt in einem Zug herunter. Basti sah mich etwas besorgt an und ich
dachte schon er würde jetzt einen auf 'Minderjährige dürfen keinen
Alkohol trinken' machen aber er lächelte, ging zur Bar hinüber und
bestellte hörbar zwei mal einen Tequila. Als Basti wieder da war
grinste er mich an und sagte: „Sorry, du hast mir grade Appetit auf
was zu Trinken gemacht!“ Ich lächelte schräge zurück. Er stellte
mir mein Gläschen vor die Nase hin, ich bedankte mich und wir beide
kippten den Tequila schnell weg und lächelten uns dann gegenseitig
an. Wir saßen noch eine Weile da und quatschten über Bastis
Karriere und allgemein unser Leben. Es fiel mir so unglaublich schwer
mit ihm zu reden. Einerseits war ich aufgeregt und andererseits
musste ich aufpassen was ich sagte um mein Fan sein nicht zu
verraten. Schließlich fragte Basti: „Wollen wir kurz raus gehen?
Ich könnte ne' Zigarette vertragen“ er lächelte, nicht stolz
darauf das er rauchte, aber auch nicht beschämt. Ich nickte und wir
beide bewegten uns Richtung Ausgang.
Donnerstag, 8. November 2012
Kapitel 8 ♥
Als
wir bei unser Stamm Disco , dem Flava, angekommen waren, befand sich
schon eine riesige Schlange von Menschen vor dem Eingang. Wir
stellten uns an und fingen an in unseren Taschen rum zu kramen.
Schnell hatte ich meinen Perso gefunden und suchte noch nach meinem
Mutti Zettel, den Mama mir unterschrieben hatte bevor sie gefahren
war. Damit erlaubte sie mir das ich bis nach 12 Uhr wegbleiben
durfte. Wenn ich den also gleich dem Türsteher vorzeigen würde,
werden die mich nicht um 12 Uhr rausschmeißen! Mia war schon wieder
voll hyperaktiv und summte und hibbelte vor sich hin. Oh, man, das
würde was werden. Grade mit meiner Motivation. Ich seufzte und
faltete den geknickten Zettel auseinander. Kaum war ich fertig, da
kamen wir mit „vorzeigen“ dran. Der Türsteher las sich den
Zettel durch und inspizierte meinen Personalausweis. Er nickte, gab
mir beides zurück und lies mich passieren. Ich trat durch die Tür
und wartete dort auf Mia, die kurz nach mir ebenfalls eintrat. Ehe
ich mich versah packte sie mich wieder mal am Arm und zog mich durch
das Getümmel, an allem vorbei, hin zu den Toiletten. Sie öffnete
die Tür, ging hinein und stellte ihre Handtasche auf die Ablage an
den Waschbecken. Ich stand nur neben ihr und beobachtete wie sie in
ihrer Tasche rum wühlte und erst ein schwarzes Schlauchkleid und
dann ein schwarzes gemustertes Kleid herauszog. „Hey, wir können
hier nicht mit Jeans umher laufen!“ lachte sie und warf mir das
gemusterte Kleid (was ich persönlich auch schöner fand) entgegen.
Sie schnappte sich das Schlauchkleid und verschwand samt Tasche auf
der Klo Kabine. „An was du alles denkst! Von wegen Planlos!“
kicherte ich und schloss mich ebenfalls in der Toilette ein.
„Tjaahaa...ich hab auch Schuhe mit. Für dich Schwarze Lack
Highheels und für mich Schwarz Matte. Sind aber von der selben
Marke!“ berichtete sie stolz. „Wie passt das alles in deine
Tasche rein?“ fragte ich erstaunt. „Maaaaaagic“ lachte sie
laut. Schnell hatte ich Kleid und Schuhe angezogen und öffnete die
Tür da hielt mir Mia schon ihre Hand samt Flüssig – Make Up und
Schwämmchen vor die Nase. Ich nahm es an mich und fing an mich etwas
intensiver als vorhin zu schminken. Wozu brezelte ich mich eigentlich
grade so auf? Für wen ? Das war so gar nicht Typisch Jana! „Okay,
nicht denken, machen!“ flüsterte ich mir innerlich zu. Als wir
fertig waren, stopften wir beide unsere Sachen, die wir bis eben
getragen hatten in Mia's Tasche und verließen die Toilette.
Draußen
angekommen, hielten wir erst mal inne wobei Mia immer zwischen ihrer
Tasche und der Tanzfläche hin und her schielte. „Gib mir die
Tasche, ich will eh nicht Tanzen!“ sagte ich schnell und schon
hatte Mia mir die Tasche in die Hand gedrückt und war auf der
Tanzfläche verschwunden! Ich hing mir die Tasche über die Schulter
und machte mich auf den Weg in Richtung Bar, immer noch deprimiert
darüber das wir Basti nicht gesehen hatten! Es waren bis jetzt alle
auf der Tanzfläche verstreut, so das ich mich einfach irgendwo auf
einen Hocker setzen konnte. Beim Barkeeper bestellte ich mir einen
Caipirinha, bezahlte und setzte mich in eine der Couchecken. Die
beiden Taschen legte ich neben mich und fing an 'stylisch' (oder auch
nicht) in meinem Drink herumzustochern, damit der Zucker nach oben
kam. Je länger ich dort saß und verloren auf die Tanzfläche
starrte desto mehr schlichen sich wieder die Gedanken an Jendrik in
meine Gegenwart. Sah ich so beschissen aus, das er mich nicht wollte?
War ich vielleicht Schuld daran das er mich betrog? Ich musste eine
verdammt schlechte Freundin sein! Ich meine warum betrügt ein Mann
denn sonst? Weil er so glücklich mit seiner Beziehung ist sicherlich
nicht! Mein Magen krampfte sich zusammen und ich krümmte mich
automatisch und presste mir die Hände auf den Bauch. Wieso fühlte
ich mich so schlecht? Meine Güte! Ich wollte das Thema doch
endgültig aus meinem Kopf streichen. Ich brauchte dringend noch was
zu trinken! Ich stand auf, ging die paar Meter bis zur Bar und
bestellte mir einen Wodka – Peach Drink. Weil der Barkeeper immer
noch nicht großartig was zu tun hatte, hoffte ich das das „shaken“
schnell ging, denn ich wollte meine Sachen nicht allzu lange
unbeaufsichtigt lassen. Während er anfing die Drinks zu mixen,
durchsuchte ich die Tanzfläche nach Mia. Mein Blick viel durch die
tanzende Menge, bis ich an einem Typen hängenblieb, der mir verdammt
bekannt vorkam. Er hatte braune Haare, wie Jendrik und ein hellblaues
Hemd an. Dazu trug er eine dunkelblaue Jeans und schwarze Adidas
Schuhe. Ganz Jendrik- Style! Leider war er mit dem Rücken zu mir
gekehrt, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte um
herauszufinden ob er es tatsächlich war. Doch dann drehte er sich
um! Das Blut in meinen Adern gefror und ich hielt den Atem an. Das
konnte doch nicht sein! Was zum Teufel machte ER hier?
Mittwoch, 7. November 2012
Kapitel 7 ♥
Natürlich
hatte Mia nur eines im Kopf. Kiez, Party und Jungs! Aber mir war so
gar nicht danach. Wieso sollte ich ohne Jendrik feiern gehen? Da war
so was leeres in mir, ein Teil meiner selbst fehlte einfach. Trotzdem
wollte ich ihm auf gar keinen Fall begegnen. Nicht vor Montag. Auf
mein „Schluss machen“ musste ich mich erst noch vorbereiten und
in einer Disco war sowieso nicht der richtige Ort. Außerdem würde
es mich nur noch mehr fertig machen ihn mit einer anderen zu sehen.
Wie war das noch mit „keinen Gedanken an Jendrik verschwenden“?
Oh man. Ich wurde diesen Jungen einfach nicht los. Mia rannte echt,
als wäre grade irgendwo bei H&M eine '2 Teile zum Preis von
einem' Aktion. „Mia, CHILL mal“ rief ich laut. Sie guckte mich
entgeistert an. „Es ist erst 8. WAS willst du tun?!“ fuhr ich sie
an, genervt davon das sie mich immer noch hinter sich herzog und
dabei meinen Ärmel aus leierte. Immer noch stand sie nur da und
starrte mich an. Dann gingen ihre Mundwinkel nach oben und sie begann
zu Grinsen wie ein Honigkuchenpferd. „Keine Ahnung!“ und dann
gackerte sie vor Lachen wie ein Huhn. Ich stand nur da und
beobachtete sie. Irgendwie war sie grade echt peinlich. „Was bitte
schön ist so lustig?“ fragte ich trocken und verdrehte die Augen.
Sie guckte mich an und hatte dabei Tränen in den Augen. Was musste
die für einen heftigen Lachflash gehabt haben ? Dann ergriff sie das
Wort: „Ich bin so planlos, ey. Will ich um 8 schon in die Disse!“
Und dann fing sie wieder an zu lachen. Diesmal musste ich allerdings
auch schmunzeln. Verrückte Kinder waren wir schon immer gewesen. In
der Grundschule haben wir von allen Kindern die Zahnbürsten
abgeschnitten und dann überall verteilt. Wir fanden das lustig, nur
unsere Erzieherin und die anderen Kinder nicht. Auch wenn wir Ärger
bekommen haben, wir waren stolz drauf und das hat uns nicht davon
abgehalten weiter Scheiße zu bauen. Je älter wir wurden desto
größer unsere Kreativität und das Ausmaß unserer, für uns
lustigen, Aktionen. Ich machte mich von meinen Gedanken los und
wendete mich wieder Mia zu. „Und was hast du jetzt vor?“ -
„Ehm...keine Ahnung?!“ sagte Mia kleinlaut. „Ja, na toll. Du
bist mir ja eine. Feiern gehen wollen um 8 Uhr und dann wegen deiner
Planlosigkeit nicht mal eine Alternative parat haben! Dann gehen wir
jetzt zu Damien. Der wohnt nämlich da hinten und vielleicht ist er
ja da. Ich hab ihn eh lange nicht gesehen!“ Mia wieder sprach
nicht, lächelte und nickte. Und dann watschelten wir zwei, eingehakt
an der Hauptstraße entlang.
Bei
Damien angekommen, klingelten wir erst mal Sturm, weil uns zunächst
keiner aufmachte. Doch dann ging die Tür auf und Damien grinste mich
an. „Heeey!“ quiekte er und umarmte erst mich und dann Mia.
„Sorry das es so lange gedauert hat, ich war noch im Bad. Aber was
macht ihr hier?“ fragte er dann fröhlich und bat uns herein. Wir
setzten uns in die Küche, tranken Cappuccino und quatschten, über
Gott und die Welt. Wir hatten uns schließlich lange nicht gesehen.
Und natürlich musste auch wieder das Thema Jendrik auf den Tisch
kommen. Ich blockte direkt ab, denn ich wollte einfach nicht über
ihn reden. Montag würde ich Schluss machen und dann hatte es sich
mit dem Kerl. Damien erzählte uns das seine Eltern grade auf
Geschäftsreise wären, das er heute Abend mit seinen Freunden auf
den Dom geht und das bei ihm und Jack alles super lief. Nach ca. 2
Stunden verabschiedeten wir uns von ihm. Bzw. Mia drängte mich zu
gehen, denn sie hatte immer noch ihren Discobesuch im Kopf. Als wir unten an der Straße standen war
es schon 10 Uhr und Mia steuerte direkt auf den Kiez zu.
Sonntag, 4. November 2012
Kapitel 6 ♥
Zusammen
mit Mia schlenderte ich durch die Straßen Richtung Wald. Ich wollte
unbedingt noch einen kleinen Umweg durch das Wäldchen machen, damit
Barney sich noch ordentlich aus powern konnte. Es wäre doof wenn er
Oma nachher so auf die Nerven ging. „Ey, Mia.“ sagte ich
fröhlich. „Was los?“ - „Ich bin aufgeregt“ dabei grinste ich
schief und kurz danach brachen wir in lautes Gelächter aus. Bei Oma
angekommen, freute die sich mich mal wieder zu sehen und schloss mich
herzlich in die Arme. Ich versprach ihr demnächst mal wieder mit ihr
zu backen und bedankte mich abermals für ihr kurzfristiges
Hundesitten.
Als
wir um 15:00 in Barmbek Süd ankamen, liefen wir wie die Bekloppten
die Treppe hoch. „Wo ist jetzt das behinderte Tonstudio?“ fragte
ich atemlos, als wir oben angekommen waren. „Ehm“ Mia versuchte
sich zu orientieren „ich glaube da!“ Sie lachte und zeigte auf
ein Schild mit der Aufschrift „Nickys Tonstudio“ - „Klingt
logisch!“ sagte ich und wieder konnten wir uns kaum halten vor
Lachen. Mia war meine Beste Freundin und meine absolut bessere
Hälfte. Wir kannten uns seit der Grundschule und waren auch jetzt
noch auf der selben Schule. Zwar belegten wir ein paar
unterschiedliche Kurse, trafen uns aber trotzdem unendlich oft. Wir
mussten uns nur ansehen und wussten was der andere dachte. Das war
manchmal echt gruselig. Keiner konnte mich so trösten, aufmuntern
und zum lachen bringen wie sie. Manche sagen wir sind kindisch, aber
ganz ehrlich, nur weil wir gerne lachen? Zumal sind wir auch erst 16
bzw. bald 17! Darf man sich dann nicht wie ein Teenager verhalten?
Uns war es eh egal was andere von uns hielten. Lachen ist gesund,
verdammt noch mal. Gemeinsam gingen wir zu der Ampel die uns auf die
andere Straßenseite führte. Ich hatte schon wieder dieses Kribbeln
im Bauch, das ich immer hatte, wenn ich wusste das ich ihn bald sehen
würde. Ich stellte mir vor wie er mich bei meinem ersten Konzert in
den Arm genommen hatte, weil ich so bitterlich geweint hatte. Er
hatte so gut gerochen! Das hatte mich Wahnsinnig gemacht! Auf einmal
war ich so glücklich. Gestern war noch gar nicht daran zu denken
gewesen aber die Vorfreude auf Basti lies ein Feuerwerk in mir statt
finden. Mittlerweile standen wir direkt vor dem Tonstudio und meine
Nervosität wurde unzähmbar. Meine Hände waren total kalt geworden
und ich fing an immer wieder auf die Uhr zu gucken. Irgendwann
bemerkte ich Mia's Blick, der auf mir haftete. Ich drehte mich zu ihr
um und fing an zu lächeln. „Bist du nicht aufgeregt?“ fragte ich
sie ungläubig. „Klar“ antwortete sie liebevoll.
Nach
einer gefühlten Ewigkeit schaute ich erneut auf die Uhr. Es war
bereits halb 7 und wir hatten Basti immer noch nicht zu Gesicht
bekommen. In der Zwischenzeit hatten wir auf der Bank draußen vor
dem Studio, Platz genommen und ich hatte Mia alles über den Wixxer
von Jendrik erzählt! Sie hatte mich nur ungläubig angeschaut und
mich dann mit vielen lieben Worten aufgemuntert! Sie hatte einfach
Recht wenn sie sagte das er es nicht Wert war und das er es einfach
nur mega nötig hatte! Es würde schon irgendwann ein richtiger Mann
kommen, der einen zu schätzen weiß und Jendrik würde schon noch
merken was er davon hatte! Aber ich wollte nicht schon wieder so
viele Gedanken an ihn verschwenden! Auf einmal war ich total sauer!
Und traurig! „Man Mia, wieso kommt Basti nicht? Meinst du der ist
überhaupt hier?“ fragte ich verunsichert. „Kacke verdammte, ich
weiß auch nicht! Ich guck mal ob der was bei FB gepoted hat!“
dabei zog sie ihr Iphone raus und fing an wütend darauf rum' zu
tippen. „Oh man, ey. Der hat echt was geschrieben. Die stehen im
Stau und kommen erst in ca. einer Stunde an. Das heißt das die erst
morgen die Tonaufnahmen machen.“ sagte sie genervt. „Und wir
sitzen hier dreieinhalb Stunden dumm rum“ schimpfte ich und sah Mia
fragend an. Sie verstand sofort und antwortete knapp „Disco?“ und
lachte! „Hmm, ich weiß nicht. Wegen du weißt schon wem hab ich da
jetzt irgendwie echt kein Bock drauf.“ ich versuchte schief zu
lächeln, was mir natürlich total misslang. „Ach, komm schon!“
und da sprang sie auf und zerrte mich hinter sich her!
Kapitel 5 ♥
Ungelogen!
Mia stand in 15 Minuten vor meiner Haustür. „OH MEIN GOTT!“
schrie sie als ich die Tür öffnete! Ich musste Grinsen und ehe ich
mich versah sprang Mia mir entgegen und umarmte mich stürmisch! „Hi
Mia“ sagte ich trocken musste dann aber direkt lachen!
„Okay...also, in welchem Tonstudio ist er jetzt? Und vor allem wann
und wo willst du ihm 'zufällig Begegnen“ ohne das wir als Stalker
dastehen?“ kreischte Mia laut und hektisch! Ich ignorierte sie erst
mal, denn wirklich einen Plan hatte ich auch noch nicht! Bevor ich
die Tür schloss rief ich noch Barney herein der alle möglichen
Leute ankleffte die an unserem Garten vorbei gingen! In meinem Zimmer
angekommen, setzten wir uns vor den Laptop und googelten alle
möglichen Tonstudios in Hamburg durch. Wie letztes mal wurden seine
Aufnahmen wieder in Barmbek gemacht! „Scheiße...ich hab Justi und
Barney an der Backe! Ich kann jetzt hier nicht weg!“ durchfuhr es
mich! „Hmm...meintest du nicht das er heute Abend bei einem Freund
ist?“ - „Ja, schon aber der kann doch Barney nicht mitnehmen und
es ist erst halb 12!“ „Und wenn du Barney zu deiner Oma bringst?“
fragte Mia. „Yeees maaan, das ist gut! Ich ruf sie schnell an,
versuch du mal raus zu finden wann genau er heute da ist und für wie
lange“ ich zwinkerte Mia zu und verließ das Zimmer.
Als
ich wieder kam triumphierte ich: „Tschaka...Justi wird um 12 von
der Mama seines Kumpels abgeholt. Die gehen heute Schwimmen und dann
übernachtet er da. Und Barney bringen wir jetzt zu Oma. Hast du was
raus gefunden?“ Mia lachte. „Ja, er ist so gegen halb 4 da, aber
wie lange er hier bleibt weiß ich nicht“ - „Okay, dann lass uns
los!“ Ich schnappte mir meine neue Lederhandtasche und fing an
unkontrolliert durch die Gegend zu rennen. Aus der Küche holte ich
mein Portmonee und aus der Stube meine neue Spiegelreflex Kamera. Die
musste mit, um coole Fotos zu machen. Dann stratzte ich zurück in
mein Zimmer, nahm mein Handy vom Bett und stopfte alles in meine
Tasche. Außerdem nahm ich noch ein Foto von ihm mit, auf dem er
unterschreiben sollte. Dann sah ich Mia an, die mich total bescheuert
anguckte und prompt musste ich lachen. Als ich dann in den Spiegel
guckte verging mir das Lachen. Heilige Scheiße sah ich beschissen
aus. Schnell öffnete ich meinen Schrank und zog die schickeste Jeans
aus dem Schrank. Fuck! Welches Oberteil? „Mia...HILFE!“ ich
guckte sie flehend an. „Haha“ sie stand auf und stellte sich
neben mich, den Blick in meinen Kleiderschrank gerichtet. „Nimm das
hier...mit dem.“ Sie reichte mir ein graues Langarm Shirt und den
schwarzen Blazer. Das passte tatsächlich gut zu der dunkelblauen
Jeans und vor allem zu meiner schwarzen Tasche. Ich zog mich in
Windeseile an und rannte ins Bad. Ich föhnte meine Haare einmal
locker durch und legte meinen Seitenpony. Geschminkt war ich auch
schnell. Also standen wir um 12 vor der Haustür, verabschiedeten
Justi und machten uns auf den Weg zu Oma.
Kapitel 4 ♥
Alles
fing an sich zu drehen. Meine Knie wurden weich, wie aus
Wackelpudding. Ich las die Sms, nein ich überflog sie eher. Ich
hatte kein Wort behalten! Was hatte er mir geschrieben? Ich holte
tief Luft und versuchte mich zu sammeln. Dann taumelte ich zu meinem
Bett und lies mich grade im richtigen Moment fallen. Sonst wäre ich
wahrscheinlich zusammen gebrochen. Was wollte der Wixxer von mir? War
er grade fertig mit Blondinen ficken und brauchte mich als
Lückenfüller? Erneut hielt ich mir das Handy vor mein Gesicht. Mir
kam es vor als würde alles vor meinen Augen verschwimmen. Wie ein
Schleier der mein Sichtfeld beeinflusste. Dann nahm ich erneut allen
Mut zusammen und las in Ruhe und langsam die Sms: „Hey, Schatz,
wollen wir es uns heute Abend gemütlich machen? Ich hätte Lust auf
Kerzenschein, schöne Musik und dir an meiner Seite. Du bist doch
sowieso alleine Zuhause und dein Bruder ist doch bei Jonas heute
Abend? Ich liebe dich über alles :** “ Ich könnte kotzen! Wie
konnte einer der mich mindestens zwei mal, wenn nicht sogar öfter
betrogen hatte mir SO EINE Sms schreiben? Boah, ich hatte schon
wieder so einen Hass. Aber schnell überkam mich auch Traurigkeit.
War ich zu hässlich ? Ich versteh es einfach nicht! Früher hatte
ich mich immer gefragt wie man sich denn so fühlte wenn man betrogen
wurde. Jetzt wusste ich es, aber irgendwie gab es nicht wirklich ein
Gefühl dafür. Ich war unendlich Traurig und Wütend. Aber das war's
dann auch schon wieder. Den Rest verdrängte ich. Bzw. er löste sich
auf. Auch wenn ich ihn eigentlich ja liebte war ich froh das ich das
jetzt wusste, denn wer brauchte schon einen Arsch als Freund. Oh man,
redete ich dummes Zeug? Shit! Ich musste jetzt irgendwas tun. Sollte
ich ihm zurück schreiben? JA! Ich nahm mein Handy und tippte schnell
und schmerzlos: „Steck deinen gemütlichen Abend in deine
Blondinen!“ Und dann schaltete ich mein Handy einfach aus. Ich
wollte nicht wissen was er dazu zu sagen hatte. Es war mir egal! Ich
wollte bloß das er weiß das ich Bescheid wusste! Jetzt musste ich
mich irgendwie Ablenken. Ich stand auf, ging zu meinem Schreibtisch
und schaltete meinen Laptop an. Natürlich war mein erstes Ziel
FACEBOOK. Ich stalkte meine Startseite und stieß auf einen Post von
Basti: „Auf nach Hamburg! :))“ Ich las noch mal und kaum hatte
ich das Wort Hamburg verdaut schrie ich das ganze Haus zusammen. Ich
musste sofort meine Beste Freundin Mia anrufen! Also holte ich unser
Festnetztelefon, weil ich kein Bock hatte mein Handy zu benutzen. Ich
wollte gar keinen Gedanken mehr an Sms, Jendrik und andere Mädels
verschwenden. Es tutete nicht lange und Mia ging ans Telefon. „BASTI
IST IN HAMBURG“ schrie ich so laut ich konnte! „Waaaas?!“ Mia
konnte es kaum fassen. Zumindest hörte sie sich so an. „Komm
schnell her, ich glaub der ist heute noch im Tonstudio!“ Auf einmal
war ich total gut drauf und wollte nur noch eins. Basti sehen! „Okay,
ich bin in ner viertelstunde bei dir!“
Kapitel 3 ♥
Als
ich die Augen öffnete brachte mich das tierisch helle Licht erst mal
mächtig zum blinzeln. Ich hatte gestern vergessen meine Rollläden
runter zu fahren und jetzt schien, die schon am Himmel stehende Sonne
direkt in mein Fenster! Puuh...ich hatte keine Lust aufzustehen. Wie
spät war es eigentlich ? Ich drehte mich auf die andere Seite und
angelte mit der Hand blind nach meinem Handy, was sich doch
eigentlich neben meinem Bett auf dem Boden befinden musste! Da war es
aber nicht! Das verwirrte mich! Ich schob die Decke zurück und
richtete mich auf. Ach, gottchen ich hatte ja auch noch meine Jeans
und die Bluse an. Als ich an den gestrigen Abend dachte durch fuhr
mich ein stechender Schmerz. Sofort wurde mir schlecht und auch wenn
es sich dumm anhört, es fühlte sich an als ob ein kleiner Teufel in
mir, mit einem Messer immerzu in mein Herz stechen würde. Ich rieb
mir den Schlaf aus den Augen, drehte mein Beine über die Bettkante
und stand auf. Wo war der kaputte Bilderrahmen ? Den hatte ich doch
gestern vor lauter Wut auf den Boden gepfeffert. Jetzt war ich noch
mehr verwirrt! Hatte ich alles nur geträumt? Wieder durchzog mich
ein stechender Schmerz. Nein, ich hatte nicht geträumt! Jendrik
hatte mich betrogen und das nicht nur einmal! Ich bewegte mich in
Richtung Kleiderschrank, öffnete diesen und zog eine Jogginghose und
ein Sweatshirt heraus. Danach warf ich einen flüchtigen Blick auf
meine Uhr die auf dem Schreibtisch stand und fluchte innerlich. Mist!
Es war schon halb 11 und ich sollte doch Frühstück für Justi
machen. Shit, Shit, Shit! Ich zog die Sachen schnell über, kämmte
mir die Haare und warf einen Blick in den Spiegel. Oh. Mein. Gott.
Ich sah fürchterlich aus. Meine Augen waren rot, ich hatte riesige,
dunkle Augenringe und mein Mascara war verlaufen und jetzt eklig
angetrocknet! Ich nahm ein Abschminktuch und reinigte mein Gesicht.
Danach verließ ich mein Zimmer und ging mit hängenden Schultern in
die Küche. Ich wollte gar nichts Essen, dafür ging es mir viel zu
beschissen aber ich schuldete es meinen Eltern und irgendwie auch
Justi jetzt Frühstück zu machen. Als ich durch unser Wohnzimmer
ging nahm ich kaum etwas war. Ich fühlte mich immer noch so scheiße
und jetzt kam auch noch leichte Übelkeit dazu. Ich wusste nicht wie
ich das verarbeiten sollte. Ich wusste nicht wie ich damit klar
kommen sollte. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Aber vor
allem wusste ich nicht wie ich meinem Freund gegenüber treten
sollte! Schluss machen würde ich auf jeden Fall. Aber wie ? Es tat
so weh daran zu denken! Ich schniefte und merkte wie mir eine Träne
die Wange herunter kullerte. Man, jetzt reiß dich mal zusammen. Er
ist ein Arschloch. Er hatte dich betrogen und er hatte dich
gedemütigt! Hör auf mit dem Heulen. Ich wischte die Träne weg und
merkte das ich mittlerweile in der Küche angekommen war und eine
Tasse aus dem Schrank geholt hatte. Ich stellte sie unter unsere
Senseo Maschine, holte ein Tab aus der Schublade und legte ihn ein.
Ich stand mit dem Rücken gelehnt an die Ablage und die Schränke und
starrte ins Leere. Je mehr ich nachdachte desto mehr hatte ich das
Gefühl zu Jendrik nach Hause rennen zu müssen und ihn umbringen zu
müssen. Nein, Nein, Nein...du musst das jetzt verdrängen. Nicht
denken, nicht denken, nicht denken! Ich musste mich beruhigen!
Irgendwie Ablenken. Davon wegkommen. Da kam Justi total verpennt in
die Küche geschlendert und gleichzeitig piepste meine Kaffeemaschine
auf. „Guten Morgen“ grummelte er leicht unverständlich. „Hey,
kleiner Bruder“ ich versuchte so fröhlich wie möglich zu klingen
und schlürfte dabei meinen Kaffee. „Geh du mal ins Bad und mach
dich fertig, ich mach mal schnell Frühstück für dich.“ Er guckte
mich grimmig an, drehte sich dann aber kommentarlos um und ging ins
Bad.
Als
wir beide am Frühstückstisch saßen konnte ich mich doch irgendwie
überwinden ein Brötchen zu essen. Die duften aber auch immer so
gut. Ich beschmierte es grade mit Butter, da kam mir ein Gedanke.
Hatte Justi vielleicht mein Zimmer in Ordnung gebracht ? „Sag mal,
hast du den schrotten Bilderrahmen weggeschmissen?“ Er verzog das
Gesicht, „Ja“ - „Wieso?“ fragte ich verdutzt. „Weiß ich
auch nicht so genau. Du hast gestern schon geschlafen als ich dir
'Gute Nacht' wünschen wollte und dann hab ich's schnell weggeräumt!“
sagte er so verlegen das ich tatsächlich lächeln musste, obwohl es
absolut gegen meine Stimmung war. Ich schlang den letzten Bissen
Brötchen herunter, stand auf und drückte meinem Bruder einen
Schmatzer auf die Stirn. „Du bist der Beste, aber wo ist mein
Handy?“ fragte ich. Er machte ein angewidertes Gesicht und starrte
mich böse an. Zwischen zusammen gebissenen Zähne sagte er: „Im
Wohnzimmer auf dem Tisch.“ - „Wieso liegt das da?“ Jetzt hatte
ich Angst. „Weil der Akku fast leer war und ich es angeschlossen
hab“ - „Nochmal Daaaaanke“ ich wollte ihn grade wieder Küssen,
da sprang er auf und rannte mit seinem Brett zum Geschirrspüler.
„Geh du mal zu deinem Handy und ich räum hier auf.“ sagte er
dann. Ich lächelte ihn dankbar an und ging in die Stube. Wo war
Barney ? Ich sah mich suchend um. Er lag nicht in seinem Körbchen.
„Wo ist Barney?“ schrie ich aus dem Wohnzimmer zu Justi rüber.
„Der ist im Garten. Er war gestern Abend ziemlich verunsichert...du
weißt ja, er hasst Lärm. Deswegen hat er bei mir geschlafen und ich
hab ihn um 10 raus gelassen weil er gejammert hat.“ Ich war
beruhigt! Ich wollte auf gar keinen Fall das Barney in irgendeiner
Weise wegen mir und meinem beschissenen EX FREUND vernachlässigt
wurde. Nachher würde ich eine große Runde mit ihm spazieren gehen
dachte ich als ich mit meinem Handy zurück in mein Zimmer taumelte.
Als mein Handy aufblinkte und eine Sms von Jendrik anzeigte schluckte
ich hart und fing an zu zittern. Mit Schweiß nassen Fingern öffnete
ich die Sms.
Kapitel 2 ♥
Das
Vibrieren meines Handys riss mich aus dem Schlaf. Ich richtete mich
verdattert auf ,nahm mein Handy und las die Sms: „Hey Sweedy, kann
ich dich anrufen? Damien :* “ Schön das er sich auch mal wieder
meldete, dachte ich, als ich daran dachte wann wir das letzte mal
Kontakt hatten. Damien war mein schwuler bester Freund und hatte vor
zirka einem Jahr die Schule gewechselt, so das wir uns nicht mehr so
häufig sahen. Ich hatte ihn beim Tanzen kennengelernt und seit dem
waren wir unzertrennlich. Er hatte überhaupt kein Problem damit auch
mit 17 schon zu zeigen das er schwul war. Ich mein, mich stört das
sowieso nicht, aber man kennt ja die ach so tolle Gesellschaft.
Jedenfalls hatte er auch einen Freund, namens Jack und die beiden
waren über glücklich zusammen. Langsam schob ich die Decke zurück
und schaltete den immer noch laufenden Fernseher aus. Ich stand auf,
legte die Wolldecke zusammen und stapfte in mein Zimmer. Erneut nahm
ich mein Handy und tippte eine Antwort an Damien ein: „Hey...ja
klar, ruf an!“ Ich setzte mich im Schneidersitz auf mein Bett und
starrte immer noch etwas schlaftrunken auf mein Regal, dass sich
gegenüber meines Bettes befand. Mein Blick streifte über alle
möglichen Bücher bis ich an den 3 Autogrammkarten hängen blieb,
die senkrecht aufgestellt vor einigen Büchern standen. Sie waren von
Sebastian Wurth. Ja, ich weiß, kaum jemand kannte ihn. Er hatte bei
DSDS den fünften Platz belegt und mich mit seiner Stimme sofort
bezaubert. Eigentlich war er, dafür das er nur den 5ten Platz belegt
hatte und erst 18 war, schon ziemlich erfolgreich. Er gab zahlreiche
Konzerte in ganz Deutschland und Österreich und hatte bereits 3
Singles und ein Album auf dem Markt. Er hatte sich in dem einen Jahr
nach DSDS ziemlich hochgearbeitet und für seinen Traum gekämpft.
Ich hatte ihn unterstützt indem ich als Fan, treu seine CD's gekauft
hatte und bei Konzerten und Autogrammstunden anwesend war. Was Jänki
davon hielt war mir ziemlich egal. Basti war toll und ich liebte
seine Stimme. Plötzlich vibriere mein Handy erneut und eine Sms von
Damien blinkte auf: „Es sind keine tollen Neuigkeiten :S Sei
tapfer, Süße“ schrieb er. Mein Magen krampfe sich zusammen und
ich hatte sofort ein absolut unwohles Gefühl. Was war passiert ? War
was mit Jack und ihm ? Hatten sie Schluss gemacht ? Oder war was mit
mir ? Mir blieb nicht lange Zeit um darüber nach zudenken, denn mein
Handy klingelte und ich nahm ab. „Hey, Jana - Maus, alles gut ?“
sagte Damien. „Noch ja“ gab ich unsicher zurück. „Okay, pass
auf ich mach es kurz. Ich hab Jendrik gesehen. Mit einem Mädchen,
das nicht du warst.“ Ich konnte ein Schluchzen nicht unterdrücken.
„Erzähl weiter! Ich will alles wissen, was du weißt“ sagte ich
von Tränen erstickt, dass es sich eher wie ein Flüstern anhörte.
„Ignorier einfach das ich heul“ schluchzte ich jetzt lauter. „Ich
war am Wochenende mit Jack im Joeys und er war halt auch da. Jack und
ich haben getanzt und was getrunken, wie immer. Dann stach er mir ins
Auge. Ich war erst nicht sicher ob er es wirklich ist, aber er war
es. Er saß mit einer Blondine an der Bar und die beiden flirteten
was das Zeug hielt. Das Kichern und Lachen hab ich auf 100m
Entfernung gehört! Naja, jedenfalls ist er dann mit ihr raus aus der
Disco. Ich war mir erst nicht sicher ob ich ihm folgen sollte, aber
ich bin ihm dann einfach hinterher gerannt. Was draußen abging ey,
das war krass!“ er legte eine kleine Pause ein, in der ich das 3te
Taschentuch aus der Packung zog und mir die wieder kommenden Tränen
abwischte. „Hinter dem Joeys sind ja die Tischtennisplatten. Von da
kamen irgendwelche Geräusche, die ich erst nicht einordnen konnte.
Dann bin ich meinem Gehör gefolgt und dicht an der Mauer vor der
Ecke stehen geblieben. Oh shit man. Sie lag mit dem Rücken auf der
Tischtennisplatte und er“ ich lies Damien nicht aussprechen, ich
konnte nicht! Ich brach erneut in Tränen aus, als ich daran dachte
das er eine andere...ich konnte nicht mal in Gedanken dieses Wort
aussprechen. „Janalein...er ist es nicht Wert, das du weinst!“
sagte Damien liebevoll aber irgendwie auch wütend. „Ich weiß“
hauchte ich, „Soll ich vorbei kommen?“ fragte Damien leise „ich
mein ich könnte dir eine heiße Milch mit Honig machen und wir
könnten einen Film gucken oder einfach nur Quatschen. Wegen
Ablenkung und so.“ - „Danke, aber ich wäre jetzt erst mal gerne
allein. Danke für die...“ ich stockte „informationsreiche
Beobachtung. Ich liebe dich!“ - „Kein Ding, würd ich immer
wieder tun. Aber da ist doch was“ Damien wirkte total verwirrt.
„Ich hab ihn noch mal gesehen. Im Café. Das war...ehm...am
Mittwoch. Da war es eine Brünette. Sie haben erst rumgeknutscht und
sind dann auf's Klo. Ich bin hinter her und...es tut mir so leid,
Schatz. Aber es sieht echt so aus als wüsste er nicht ganz genau was
'in einer Beziehung' bedeutet!“ Mein Schluchzen verwandelte sich in
ein Schreien und ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Damien hatte
sicher den Hörer vom Ohr genommen, so laut musste es gewesen sein.
Was viel diesem Blödarsch von Jendrik ein? War ich nicht gut genug?
Nur weil ich mich nicht von ihm vögeln lies? „Sicher das ich nicht
vorbei kommen soll?“ fragte Damien erneut. „Nein, Nein...ich komm
schon klar. Muss mich erst mal beruhigen! Vielen Dank noch mal für
alles. Ich versuch jetzt zu schlafen. Ciao“ - „Tschüß. Und du
weißt du kannst mich jeder Zeit anrufen. Bin immer für dich da“
sagte er total süß. „Ja, ich weiß das zu schätzen. Bye“ und
ich legte auf. Wie in Trance saß ich auf meinem Bett und starrte ins
Leere. Ich nahm mein Handy viel zu spät vom Ohr, lies meine Hand
sinken und mein Handy aus der Hand gleiten, so dass es zu Boden fiel.
Der dumpfe Aufprall des Handys war in meinen Ohren unglaublich Laut
und das Echo hört ich noch lange danach. Die Tränen flossen nur so
aber ich tat nichts dagegen. Ich lies ihnen einfach freien Lauf. Wie
ferngesteuert stand ich auf und steuerte auf meinen Schreibtisch zu
auf dem ein Bilderrahmen mit einem Foto von mit und Jendrik stand.
Ich nahm es in die Hand, hob diese hoch in die Luft und schmetterte
das Foto mit aller Wucht auf den Boden. Die Scherben flogen nur so.
Der ganze Bilderrahmen war zerstört und das Foto durch die Scherben
zerknittert und leicht Durchlöchert. Auf einmal ging die Tür auf
und Justi steckte seinen Kopf herein. „Was ist los?“ fragte er so
unglaublich unschuldig das ich mich total schlecht fühlte.
„Mädchenprobleme“ hauchte ich „es tut mir Leid, das ich so
einen Aufstand gemacht hab. Geh jetzt lieber ins Bett.“ fügte ich
noch schnell hinzu. „Ehm...es ist Freitag und erst 6 Uhr.“ gab er
verwirrt zurück. „Dann zock ein bisschen Fifa und geh dann ins
Bett.“ versuchte ich liebevoll zu sagen. Ich glaube es war mir
misslungen aber wenigstens ging Justi und schloss die Tür hinter
sich. Ich taumelte zu meinem Bett. Lies mich auf mein Kissen fallen
und zog mir die Decke weit über den Kopf. Meine Tränen kamen wieder
und ich fing an bitterlich zu weinen.
Kapitel 1 ♥
Das
Klingeln der Schulglocke sorgte für allgemeines Aufatmen. Endlich
war die Mathe Stunde um. Ich dachte schon die würde nie enden. Jetzt
stand einem schönen Wochenende nichts mehr im Wege. Ich räumte
meine Sachen vom Tisch und stopfte sie lieblos in meine Schultasche.
Ich hatte es ziemlich eilig, denn meine Eltern waren seit gestern bei
meiner Tante und ich musste mich um meinen kleinen Bruder kümmern.
Sprich, auch für ihn kochen! Gott sei Dank hatte ich heute etwas
früher Schluss als er. Ich war also aufgesprungen und in Richtung
Tür gestiefelt, da sprang mir Jendrik vor die Füße - „Hey Süße,
wie war Schule?“ fragte er und lächelte mich schelmisch an.
„Super...wie immer. Und bei dir?“ - „Haha...perfekt! Schöne 6
in Mathe kassiert!“ prahlte er als hätte er einen Marathon
gewonnen. „Meinst du ich bin jetzt stolz auf dich?“ Er guckte
mich an als ob ich in Dinosaurier – Scheiße gefallen wäre. „Ja,
ich muss jetzt auch los, mein Bruder will, wenn er nachhause kommt
was warmes zu Essen haben“ brach ich die kurze Pause zwischen
unserem Gespräch. Ich wollte mich grade in Bewegung setzen, da
packte er mich am Handgelenk und zog mich an sich. „Du hast mir
noch gar keinen Begrüßungskuss gegeben“ hauchte er. Ich musste
lächeln. Dann legte er seine Arme um meine Hüfte und drückte mich
noch enger an sich. Wir sahen uns in die Augen und ich erkannte
wieder den kleinen Junge, den ich schon seit der sechsten Klasse
kannte. Von der sechsten Klasse an waren wir irgendwie miteinander
verbunden gewesen. Was bei Händchen halten mit zwölf angefangen
hatte war nun bis zum intensiven Küssen und was sonst noch dazu kam
ausgereift. Wenn ich streng bin, dann würde ich sagen das wir nun
seit knapp 2 Jahren wirklich in einer ernsthaften und durchgehenden
Beziehung sind. Er war ein typischer Footballspieler. Muskulös,
Stark und ein Matcho durch und durch. Außerdem war er ständig mit
seinen Spielerjungs am Feiern und ziemlich oft betrunken oder
bekifft. „Du starrst mich an wie ein Vampyr. Das macht mir Angst,
Darling“ riss mich Jendrik aus meinen Gedanken. „Oh...eh, tut mir
Leid...ich hab bloß grade“ da beugte er sich schon zu mir hinunter
und verschmolz seine Lippen mit meinen. Der Kuss war sachte, aber
fordernd und ich war dem völlig hingegeben. Seine Hände wanderten
langsam von meiner Hüfte runter zu meinem Po und umfasste diesen.
„Muss das in der Schule sein?“ fuhr uns meine Mathelehrerin an.
Ich riss mich aus Jendriks Umarmung und starrte sie an. „Wenn du
deine Leidenschaft mal mehr in meinen Matheunterricht stecken würdest
wären deine Noten auch um einiges besser“ mit diesen Worten drehte
sie sich um und ging an den Klassenräumen vorbei, die Treppe rauf
zum Lehrerzimmer. Ich fiel aus allen Wolken als ich mich wieder zu
Jänki umdrehte. „Die hat ja wohl richtig die Klatsche“ schimpfte
ich. „Ne, einfach kein Sexleben“ lachte er gehässig. Ich nahm
ihn an der Hand und schleifte ihn schweigend mit zum Ausgang des
Schulgebäudes. Ich wollte doch früh Zuhause sein, aber natürlich
war ich wieder die allerletzte. Als wir uns auf dem Schulhof befanden
fragte ich ihn „Jetzt hab ich eine Mathelehrerin die mich noch mehr
hasst als vorher und komm zu spät nachhause. Und für beides bist du
irgendwie verantwortlich. Ich finde du kannst mich dafür nachhause
bringen „ - „Hätte ich sowieso gemacht“ sagte er und grinste
wieder wie ein kleiner Junge. Ich nahm seinen Helm, zerrte ihn mir
über den Kopf und stieg auf seinen Roller. Er sah etwas verwirrt aus
kam dann aber zu mir rüber, stieg vor mir auf den breiten Ledersitz
seines metallic blauen Rollers und steckte den Schlüssel ein.
Gedankenverloren
verabschiedete ich mich von meinem Freund und öffnete die Haustür.
Kaum hatte ich den Schlüssel umgedreht, da kam mir auch schon
Barney entgegen gesprungen. „Hallo, kleiner“ begrüßte ich
meinen Hund und kraulte ihn hinter den Ohren. Er war ein kleiner
schwarz brauner Rüde, mit langem Fell. Man kann sagen, er sah aus
wie ein Hovawart in Mini. Wir hatten ihn über den Tierschutz
bekommen, denn die Freundin meiner Mama engagierte sich dort.
Eigentlich sollte er nur ein paar Tage bleiben und dann ins Tierheim
gebracht werden, aber wir hatten uns alle in ihn verliebt. Also war
er geblieben. Ich hängte meinen Schlüssel ans Bord, zog Jacke und
Schuhe aus und warf meine Tasche schnell in mein Zimmer. Dann ging
ich in die Küche und holte zwei Töpfe aus dem Schrank. Den einen
füllte ich mit Wasser und stellte ihn auf den Herd und in den
anderen kippte ich die Maggie Packung für eine Sahnesoße, gab Milch
dazu und vermengte alles mit dem Schneebesen. Als das Wasser auf dem
Herd anfing zu kochen, gab ich die Nudeln hinein und stellte nun auch
den Topf mit der Sauce auf den Herd. Barney saß neben mir unten auf
dem Boden und beobachtete gespannt was ich machte. Sein Hintergedanke
war wohl eher das er was abbekam, als das er mir Gesellschaft
leistete. Jaja...das Betteln hatte ich ihm angewöhnt. Aber wenn er
mich mit seinen Knopfaugen anguckte, dann konnte ich einfach nicht
anders. Ich schmeckte noch schnell die Soße ab und goss das
Nudelwasser ab, da klingelte es schon an der Tür. Es konnte nur mein
Bruder sein. „Justi, du hast einen Schlüssel!“ schrie ich durch
das halb offene Fenster. Wenig später stand er in der Küche und
starrte mich an. „Hallo Brüderchen. Wieso klingelst du?“ fragte
ich ihn. „War zu faul den Schlüssel in meinem Ranzen zu suchen“
lachte er. „Hast du Hunger?“ - „Au ja“ - „Dann deck schon
mal den Tisch“ sagte ich und lächelte. Justus setzte sich in
Bewegung und holte Teller und Besteck aus dem Schrank und legte sie
auf den Tisch. In der Zeit füllte ich die Nudeln auf und goss die
Soße da drüber. Als wir am Tisch saßen begannen wir uns zu
unterhalten. Ich fragte ihn wie die Schule so war und ob es Spaß
gemacht hatte. Er war ja erst 9 Jahre alt und in der 3 Klasse macht
Schule ja noch Spaß. Zumindest hatte ich immer Spaß in der
Grundschule. Später räumte ich den Tisch ab und stellte das
Geschirr in die Spülmaschine und machte es mir dann im Wohnzimmer
gemütlich. Ich schaltete den Fernseher ein und holte mir eine Decke.
Müde legte ich mich auf die Couch und schwups, sprang Barney aufs
Sofa und legte sich neben mich. Es dauerte nicht lange bis ich
einschlief, denn Schule war echt anstrengend gewesen und das mit
meiner Mathelehrerin machte mich auch irgendwie fertig.
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