Als
ich die Augen öffnete brachte mich das tierisch helle Licht erst mal
mächtig zum blinzeln. Ich hatte gestern vergessen meine Rollläden
runter zu fahren und jetzt schien, die schon am Himmel stehende Sonne
direkt in mein Fenster! Puuh...ich hatte keine Lust aufzustehen. Wie
spät war es eigentlich ? Ich drehte mich auf die andere Seite und
angelte mit der Hand blind nach meinem Handy, was sich doch
eigentlich neben meinem Bett auf dem Boden befinden musste! Da war es
aber nicht! Das verwirrte mich! Ich schob die Decke zurück und
richtete mich auf. Ach, gottchen ich hatte ja auch noch meine Jeans
und die Bluse an. Als ich an den gestrigen Abend dachte durch fuhr
mich ein stechender Schmerz. Sofort wurde mir schlecht und auch wenn
es sich dumm anhört, es fühlte sich an als ob ein kleiner Teufel in
mir, mit einem Messer immerzu in mein Herz stechen würde. Ich rieb
mir den Schlaf aus den Augen, drehte mein Beine über die Bettkante
und stand auf. Wo war der kaputte Bilderrahmen ? Den hatte ich doch
gestern vor lauter Wut auf den Boden gepfeffert. Jetzt war ich noch
mehr verwirrt! Hatte ich alles nur geträumt? Wieder durchzog mich
ein stechender Schmerz. Nein, ich hatte nicht geträumt! Jendrik
hatte mich betrogen und das nicht nur einmal! Ich bewegte mich in
Richtung Kleiderschrank, öffnete diesen und zog eine Jogginghose und
ein Sweatshirt heraus. Danach warf ich einen flüchtigen Blick auf
meine Uhr die auf dem Schreibtisch stand und fluchte innerlich. Mist!
Es war schon halb 11 und ich sollte doch Frühstück für Justi
machen. Shit, Shit, Shit! Ich zog die Sachen schnell über, kämmte
mir die Haare und warf einen Blick in den Spiegel. Oh. Mein. Gott.
Ich sah fürchterlich aus. Meine Augen waren rot, ich hatte riesige,
dunkle Augenringe und mein Mascara war verlaufen und jetzt eklig
angetrocknet! Ich nahm ein Abschminktuch und reinigte mein Gesicht.
Danach verließ ich mein Zimmer und ging mit hängenden Schultern in
die Küche. Ich wollte gar nichts Essen, dafür ging es mir viel zu
beschissen aber ich schuldete es meinen Eltern und irgendwie auch
Justi jetzt Frühstück zu machen. Als ich durch unser Wohnzimmer
ging nahm ich kaum etwas war. Ich fühlte mich immer noch so scheiße
und jetzt kam auch noch leichte Übelkeit dazu. Ich wusste nicht wie
ich das verarbeiten sollte. Ich wusste nicht wie ich damit klar
kommen sollte. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Aber vor
allem wusste ich nicht wie ich meinem Freund gegenüber treten
sollte! Schluss machen würde ich auf jeden Fall. Aber wie ? Es tat
so weh daran zu denken! Ich schniefte und merkte wie mir eine Träne
die Wange herunter kullerte. Man, jetzt reiß dich mal zusammen. Er
ist ein Arschloch. Er hatte dich betrogen und er hatte dich
gedemütigt! Hör auf mit dem Heulen. Ich wischte die Träne weg und
merkte das ich mittlerweile in der Küche angekommen war und eine
Tasse aus dem Schrank geholt hatte. Ich stellte sie unter unsere
Senseo Maschine, holte ein Tab aus der Schublade und legte ihn ein.
Ich stand mit dem Rücken gelehnt an die Ablage und die Schränke und
starrte ins Leere. Je mehr ich nachdachte desto mehr hatte ich das
Gefühl zu Jendrik nach Hause rennen zu müssen und ihn umbringen zu
müssen. Nein, Nein, Nein...du musst das jetzt verdrängen. Nicht
denken, nicht denken, nicht denken! Ich musste mich beruhigen!
Irgendwie Ablenken. Davon wegkommen. Da kam Justi total verpennt in
die Küche geschlendert und gleichzeitig piepste meine Kaffeemaschine
auf. „Guten Morgen“ grummelte er leicht unverständlich. „Hey,
kleiner Bruder“ ich versuchte so fröhlich wie möglich zu klingen
und schlürfte dabei meinen Kaffee. „Geh du mal ins Bad und mach
dich fertig, ich mach mal schnell Frühstück für dich.“ Er guckte
mich grimmig an, drehte sich dann aber kommentarlos um und ging ins
Bad.
Als
wir beide am Frühstückstisch saßen konnte ich mich doch irgendwie
überwinden ein Brötchen zu essen. Die duften aber auch immer so
gut. Ich beschmierte es grade mit Butter, da kam mir ein Gedanke.
Hatte Justi vielleicht mein Zimmer in Ordnung gebracht ? „Sag mal,
hast du den schrotten Bilderrahmen weggeschmissen?“ Er verzog das
Gesicht, „Ja“ - „Wieso?“ fragte ich verdutzt. „Weiß ich
auch nicht so genau. Du hast gestern schon geschlafen als ich dir
'Gute Nacht' wünschen wollte und dann hab ich's schnell weggeräumt!“
sagte er so verlegen das ich tatsächlich lächeln musste, obwohl es
absolut gegen meine Stimmung war. Ich schlang den letzten Bissen
Brötchen herunter, stand auf und drückte meinem Bruder einen
Schmatzer auf die Stirn. „Du bist der Beste, aber wo ist mein
Handy?“ fragte ich. Er machte ein angewidertes Gesicht und starrte
mich böse an. Zwischen zusammen gebissenen Zähne sagte er: „Im
Wohnzimmer auf dem Tisch.“ - „Wieso liegt das da?“ Jetzt hatte
ich Angst. „Weil der Akku fast leer war und ich es angeschlossen
hab“ - „Nochmal Daaaaanke“ ich wollte ihn grade wieder Küssen,
da sprang er auf und rannte mit seinem Brett zum Geschirrspüler.
„Geh du mal zu deinem Handy und ich räum hier auf.“ sagte er
dann. Ich lächelte ihn dankbar an und ging in die Stube. Wo war
Barney ? Ich sah mich suchend um. Er lag nicht in seinem Körbchen.
„Wo ist Barney?“ schrie ich aus dem Wohnzimmer zu Justi rüber.
„Der ist im Garten. Er war gestern Abend ziemlich verunsichert...du
weißt ja, er hasst Lärm. Deswegen hat er bei mir geschlafen und ich
hab ihn um 10 raus gelassen weil er gejammert hat.“ Ich war
beruhigt! Ich wollte auf gar keinen Fall das Barney in irgendeiner
Weise wegen mir und meinem beschissenen EX FREUND vernachlässigt
wurde. Nachher würde ich eine große Runde mit ihm spazieren gehen
dachte ich als ich mit meinem Handy zurück in mein Zimmer taumelte.
Als mein Handy aufblinkte und eine Sms von Jendrik anzeigte schluckte
ich hart und fing an zu zittern. Mit Schweiß nassen Fingern öffnete
ich die Sms.
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