Sonntag, 4. November 2012

Kapitel 3 ♥


Als ich die Augen öffnete brachte mich das tierisch helle Licht erst mal mächtig zum blinzeln. Ich hatte gestern vergessen meine Rollläden runter zu fahren und jetzt schien, die schon am Himmel stehende Sonne direkt in mein Fenster! Puuh...ich hatte keine Lust aufzustehen. Wie spät war es eigentlich ? Ich drehte mich auf die andere Seite und angelte mit der Hand blind nach meinem Handy, was sich doch eigentlich neben meinem Bett auf dem Boden befinden musste! Da war es aber nicht! Das verwirrte mich! Ich schob die Decke zurück und richtete mich auf. Ach, gottchen ich hatte ja auch noch meine Jeans und die Bluse an. Als ich an den gestrigen Abend dachte durch fuhr mich ein stechender Schmerz. Sofort wurde mir schlecht und auch wenn es sich dumm anhört, es fühlte sich an als ob ein kleiner Teufel in mir, mit einem Messer immerzu in mein Herz stechen würde. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen, drehte mein Beine über die Bettkante und stand auf. Wo war der kaputte Bilderrahmen ? Den hatte ich doch gestern vor lauter Wut auf den Boden gepfeffert. Jetzt war ich noch mehr verwirrt! Hatte ich alles nur geträumt? Wieder durchzog mich ein stechender Schmerz. Nein, ich hatte nicht geträumt! Jendrik hatte mich betrogen und das nicht nur einmal! Ich bewegte mich in Richtung Kleiderschrank, öffnete diesen und zog eine Jogginghose und ein Sweatshirt heraus. Danach warf ich einen flüchtigen Blick auf meine Uhr die auf dem Schreibtisch stand und fluchte innerlich. Mist! Es war schon halb 11 und ich sollte doch Frühstück für Justi machen. Shit, Shit, Shit! Ich zog die Sachen schnell über, kämmte mir die Haare und warf einen Blick in den Spiegel. Oh. Mein. Gott. Ich sah fürchterlich aus. Meine Augen waren rot, ich hatte riesige, dunkle Augenringe und mein Mascara war verlaufen und jetzt eklig angetrocknet! Ich nahm ein Abschminktuch und reinigte mein Gesicht. Danach verließ ich mein Zimmer und ging mit hängenden Schultern in die Küche. Ich wollte gar nichts Essen, dafür ging es mir viel zu beschissen aber ich schuldete es meinen Eltern und irgendwie auch Justi jetzt Frühstück zu machen. Als ich durch unser Wohnzimmer ging nahm ich kaum etwas war. Ich fühlte mich immer noch so scheiße und jetzt kam auch noch leichte Übelkeit dazu. Ich wusste nicht wie ich das verarbeiten sollte. Ich wusste nicht wie ich damit klar kommen sollte. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte. Aber vor allem wusste ich nicht wie ich meinem Freund gegenüber treten sollte! Schluss machen würde ich auf jeden Fall. Aber wie ? Es tat so weh daran zu denken! Ich schniefte und merkte wie mir eine Träne die Wange herunter kullerte. Man, jetzt reiß dich mal zusammen. Er ist ein Arschloch. Er hatte dich betrogen und er hatte dich gedemütigt! Hör auf mit dem Heulen. Ich wischte die Träne weg und merkte das ich mittlerweile in der Küche angekommen war und eine Tasse aus dem Schrank geholt hatte. Ich stellte sie unter unsere Senseo Maschine, holte ein Tab aus der Schublade und legte ihn ein. Ich stand mit dem Rücken gelehnt an die Ablage und die Schränke und starrte ins Leere. Je mehr ich nachdachte desto mehr hatte ich das Gefühl zu Jendrik nach Hause rennen zu müssen und ihn umbringen zu müssen. Nein, Nein, Nein...du musst das jetzt verdrängen. Nicht denken, nicht denken, nicht denken! Ich musste mich beruhigen! Irgendwie Ablenken. Davon wegkommen. Da kam Justi total verpennt in die Küche geschlendert und gleichzeitig piepste meine Kaffeemaschine auf. „Guten Morgen“ grummelte er leicht unverständlich. „Hey, kleiner Bruder“ ich versuchte so fröhlich wie möglich zu klingen und schlürfte dabei meinen Kaffee. „Geh du mal ins Bad und mach dich fertig, ich mach mal schnell Frühstück für dich.“ Er guckte mich grimmig an, drehte sich dann aber kommentarlos um und ging ins Bad.

Als wir beide am Frühstückstisch saßen konnte ich mich doch irgendwie überwinden ein Brötchen zu essen. Die duften aber auch immer so gut. Ich beschmierte es grade mit Butter, da kam mir ein Gedanke. Hatte Justi vielleicht mein Zimmer in Ordnung gebracht ? „Sag mal, hast du den schrotten Bilderrahmen weggeschmissen?“ Er verzog das Gesicht, „Ja“ - „Wieso?“ fragte ich verdutzt. „Weiß ich auch nicht so genau. Du hast gestern schon geschlafen als ich dir 'Gute Nacht' wünschen wollte und dann hab ich's schnell weggeräumt!“ sagte er so verlegen das ich tatsächlich lächeln musste, obwohl es absolut gegen meine Stimmung war. Ich schlang den letzten Bissen Brötchen herunter, stand auf und drückte meinem Bruder einen Schmatzer auf die Stirn. „Du bist der Beste, aber wo ist mein Handy?“ fragte ich. Er machte ein angewidertes Gesicht und starrte mich böse an. Zwischen zusammen gebissenen Zähne sagte er: „Im Wohnzimmer auf dem Tisch.“ - „Wieso liegt das da?“ Jetzt hatte ich Angst. „Weil der Akku fast leer war und ich es angeschlossen hab“ - „Nochmal Daaaaanke“ ich wollte ihn grade wieder Küssen, da sprang er auf und rannte mit seinem Brett zum Geschirrspüler. „Geh du mal zu deinem Handy und ich räum hier auf.“ sagte er dann. Ich lächelte ihn dankbar an und ging in die Stube. Wo war Barney ? Ich sah mich suchend um. Er lag nicht in seinem Körbchen. „Wo ist Barney?“ schrie ich aus dem Wohnzimmer zu Justi rüber. „Der ist im Garten. Er war gestern Abend ziemlich verunsichert...du weißt ja, er hasst Lärm. Deswegen hat er bei mir geschlafen und ich hab ihn um 10 raus gelassen weil er gejammert hat.“ Ich war beruhigt! Ich wollte auf gar keinen Fall das Barney in irgendeiner Weise wegen mir und meinem beschissenen EX FREUND vernachlässigt wurde. Nachher würde ich eine große Runde mit ihm spazieren gehen dachte ich als ich mit meinem Handy zurück in mein Zimmer taumelte. Als mein Handy aufblinkte und eine Sms von Jendrik anzeigte schluckte ich hart und fing an zu zittern. Mit Schweiß nassen Fingern öffnete ich die Sms.

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